Link nur auf Unterseiten benutzbar

Man rühmte ihre "leidenschaftliche Natur" und ihren "sprühenden Geist": Im Jahr 1818 saß Wilhelmine Benigna Biron, Herzogin von Sagan, dem dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen für diese Porträtbüste Modell – nicht etwa in Dänemark, sondern in Rom, das sie im Verlauf einer Italienreise besuchte.

Thorvaldsen war zu dieser Zeit knapp 50 Jahre alt und ein berühmter klassizistischer Bildhauer. Seit mehr als 20 Jahren lebte er in der Ewigen Stadt, die er als junger Stipendiat kennengelernt hatte. Aus ganz Europa strömten damals Künstler nach Rom und ließen sich von den antiken Originalen inspirieren. Mit seinen Werken machte sich der junge Thorvaldsen rasch einen Namen. Im Lauf der Zeit konnte er eine imposante Werkstatt aufbauen, mit bis zu 40 Angestellten:

"Es gehörte zu einer touristischen Attraktion, sein Atelier zu besuchen; jeder Romreisende durfte nicht wieder abreisen, ohne Thorvaldsen in seinem Atelier besucht zu haben."

So die Kuratorin Astrid Nielsen. In der Werkstatt konnten die Besucher Repliken von Thorvaldsens Werken bestellen. Neue Aufträge wie die Porträtbüste der Wilhelmine Biron modellierte der Meister persönlich in Ton oder Gips; die Ausarbeitung in Marmor überließ er den Angestellten. Thorvaldsen gestaltete die Büste ausgewogen und schlicht im Stil des Klassizismus, der die Kunst der Antike gewissermaßen neu erschuf:

"Man orientierte sich an der Antike, das heißt aber nicht, dass man nur nachahmte, sondern man versuchte, die Antike sozusagen neu zu empfinden. Oder zu erschaffen. Wichtig war es vor allen Dingen, eine gewisse Schönlinigkeit zu erreichen, Anmut und Grazie den Werken zu verleihen und natürlich war auch der Umgang mit dem weißen, reinen Marmor von großer Bedeutung. Und alle diese Ideale findet man letztendlich in diesem Porträt der Wilhelmine Benigna Biron wieder."