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Fels (694)

Richter, Gerhard (1932-) | Maler

02:08

Oft dauert es Wochen, bis ein abstraktes Bild vor Gerhard Richters Blick besteht. Bis es nicht mehr Gefahr läuft, noch einmal überarbeitet zu werden. Bis er das Gefühl hat, nun sei nichts mehr daran zu tun. So schwer dieser Moment für ihn in Worte zu fassen ist, so sicher scheint sich der Maler der Entscheidung dann aber zu sein.

Wenn Sie mit etwas Abstand seitlich auf die Leinwand schauen, sehen Sie mehrere Schichten, die den langen Schaffensprozess erahnen lassen. Der Ausgangspunkt aber, die allererste Schicht, ist längst verschwunden. Für diese erste Setzung trägt Richter mit einem breiten Pinsel mehrere Farben flächendeckend auf die Leinwand. Für den Auftrag der weiteren Farbschichten verwendet er häufig eine Rakel, das ist eine schmale, bis zu zwei Meter lange Platte, auf die der Maler die Farbe aufträgt. Anschließend zieht er die Rakel mit der Farbe über die Leinwand. Dabei überdeckt die neue Farbe die unten liegenden Schichten oder vermischt sich mit ihnen.

Bei diesem Prozess kann er vieles selbst bestimmen: die Richtung, das Tempo oder den Druck auf das Gerät. Aber der Zufall mischt immer mit. Nach jeder neuen Schicht überprüft Richter ihren momentanen Zustand. Das Bild muss sich beweisen. Besteht es nicht, wird es aufs Neue übermalt.

Der „Fels“ entstand 1989 und ist eines der wenigen abstrakten Bilder, das neben der Werkverzeichnisnummer auch einen Titel hat. Inmitten der lebhaften Struktur könnte man eine gewisse Stabilität, vielleicht eine Art Felsformation erkennen. Kerstin Küster, Mitarbeiterin im Gerhard Richter Archiv, vermutet, es könnte ein Kommentar auf die Wiedervereinigung sein, die Richter sehr früh kommen sah, schon kurz nach seiner Auswanderung in den Westen 1961.

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Gerhard Richter Archiv
Inventarnummer
Leih-Nr. L 169
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