QR-Code

I - Unterwegs

Friedrich Preller d. Ä., Der Künstler mit Schülern auf der Insel Vilm, 1847, Bleistift und Weißhöhung, Katrin Bellinger Collection, London, Inv. 2016-031

© Katrin Bellinger Collection, London, Photo: Matthew Hollow

 

Kreativität und Reisen sind schon immer aufs Engste miteinander verbunden. Auf ihren Reisen erforschen Künstlerinnen und Künstler unbekannte Orte und Themen. Bis zur weiten Verbreitung des Mediums der Fotografie hielten sie das Erlebte vor allem in Zeichnungen und Druckgrafiken fest, die uns noch heute an Geschichten persönlicher Erkundung und künstlerischer Reflexion teilhaben lassen. Die Ausstellung folgt mehr als 80 berühmten und weniger bekannten Reisenden von der Renaissance bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, fern und nah ihrer Heimat.

Vor der schnellen Ausbreitung des europäischen Eisenbahnnetzes im 19. Jahrhundert war das Reisen eine recht langsame Angelegenheit. Die meisten Reisen wurden zu Fuß, zu Pferde, mit der Kutsche oder dem Schiff unternommen. Reisen war auch ein Gemeinschaftserlebnis, und Künstler waren oft in Gruppen unterwegs, begleiteten ihre Auftraggeber oder gehörten diplomatischen Missionen an. Beim Wandern ließ sich die Natur als Mikrokosmos und als Makrokosmos erleben und erforschen. Die unterwegs angefertigten Zeichnungen dokumentieren nicht nur die landschaftliche Umgebung, sondern zeugen auch von Begegnungen mit Orten und Menschen, ihren Trachten und Gewohnheiten.

Künstler reisten aus den unterschiedlichsten Gründen: um ihre Ausbildung zu vollenden, ihre Neugier zu befriedigen, persönlichen Geschäften nachzugehen oder Aufträge zu erfüllen. Unabhängig von ihrer Motivation kehrten sie mit einem Bilderfundus nach Hause zurück, aus dem sie später schöpfen konnten. Durch die Umsetzung in die Druckgrafik erreichten neue Themen und Ideen ein breites Publikum in nah und fern.

 

Die aus Litauen stammende Gräfin Thekla Ludolf, geborene Weyssenhoff (1791-1869), war eine weitgereiste, weltoffene Frau. Seit etwa 1810 lebte sie in Italien und heiratete 1816 den Grafen Joseph Constantin von Ludolf (1787-1875), der dem diplomatischen Corps des Vatikans angehörte. Carl Christian Vogel von Vogelstein porträtierte sie in Neapel in eleganter Kleidung. Kreidehalter und Zeichenmappe könnten darauf verweisen, dass sich die Gräfin auf einer Reise, möglicherweise auf der Hochzeitsreise befindet. Vor Ort angefertigte Skizzen konnten als Souvenirs dienen, die zu Hause Freunden gezeigt wurden.

0:00