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Die bewusste Abkehr vom Rokoko führte nicht ausschließlich zur Rezeption der Antike. Von England aus kommend entdeckte man die systematisch strukturierten, geometrischen Grundsätze der Gotik als Inspirations- und Formenquelle und führte diese mit klassizistischen Formen zusammen.

Die beiden hier ausgestellten Objekte – die Sitzbank und der weiße Porzellankorb – zeigen, wie sich diese Tendenzen auch in der angewandten Kunst niederschlugen. Da es in der angewandten Kunst nur sehr wenige Vorbilder aus der Zeit der Gotik gab – einerseits, weil sich die Vielfalt der Objekte, die Menschen zum Leben und Wohnen brauchten seither weiterentwickelt hatten und andererseits, weil vorrangig liturgisches Werkzeug überliefert ist – konnten die gestalterischen Grundsätze sehr kreativ und frei auf die neuen Entwurfs-Aufgaben „übertragen“ werden. Bei der Sitzbank wurde der gotische Spitzbogen als Dekorelement der Armlehne eingesetzt. Ein spannungsvoller Kontrast zu den ansonsten rein klassizistischen Dekorformen. Betrachten Sie auch den Porzellankorb, dessen durchbrochene Wandung durch ein Band aus raffiniert ineinander verkreuzten Spitzbögen aus Pflanzenstengeln gebildet wird.

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