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Hersteller:in uns nicht bekannt

1 Paar sog. „Geistertanz-Mokassins“

Amerikas, Nordamerika, Prärie

1870–1920

Leder, Perlenstickerei, Metall, Federn

Die Mokassins stammen aus der Sammlung Erich Hösel (Professor und Bildhauer) erwarb die Mokassins wahrscheinlich während einer Reise zur Weltausstellung in St. Louis 1904 Von Herta Hösel 1962 durch Kauf vom Museum erworben

NAm 4740 a, b

Das Paar Mokassins ist mit Perlenstickerei in abstrakten Mustern auf der Oberseite wie auch der Sohle besetzt. Mokassins, die auch auf der Sohle bestickt sind, werden auch „Geistertanz-Mokassins“ genannt. Diese Bezeichnung ist irreführend, denn die Schuhe konnten nicht beim Tanzen getragen werden, ohne die Stickerei auf der Sohle zu zerstören. Es gibt Hinweise, dass solche Verzierungen für die Bestattung von Toten angefertigt wurden – daher wohl auch die gelegentliche Bezeichnung als „ghost mocassins“ im Englischen.

Zwischen etwa 1870 und den 1920er Jahren gab es besonders unter den Sioux einen schlagartigen Anstieg von aufwändigen Perlenstickereien auf Lederkleidung und Hausrat. Dies wird heute in der Forschung als eine (Wieder-)Bestätigung des kulturellen Selbstbewusstseins der indigenen Hersteller:innen in Zeiten existentieller Krisen gewertet.

Die Mokassins stammen aus dem Nachlass des Bildhauers Erich Hösel (1869–1953), der viele Jahre bei der Meißner Porzellanmanufaktur arbeitete. Er besuchte die Weltausstellung in St. Louis (1904), die sein lebenslanges künstlerisches Interesse für das Indigene Nordamerika inspirierte. Er erwarb dort eine Vielzahl ethnografischer Objekte und war seitdem in Deutschland in Sammler:innennetzwerken, u.a. im Umfeld des Karl-May-Museums Radebeul aktiv. Durch den Ankauf seines Nachlasses 1962 konnte das Leipziger Museum seine Kriegsverluste in der Amerika-Sammlung teilweise ersetzen.

Frank Usbeck

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