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Bildhauerei im Osten und im Westen Deutschlands

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Astrid Nielsen (Konservatorin): „Wir stehen hier in der Skulpturenhalle. Hier wird die Geschichte der modernen Skulptur erzählt von Auguste Rodin bis zur Gegenwart. Die moderne Bildhauerei beginnt tatsächlich mit Rodin. Den erwähne ich, weil er in gewisser Weise ein Bezugspunkt ist für die Bildhauerei, die sich in der DDR nach 1945 entwickelt hat. Es gibt auch andere Bezüge, andere Vorläufer, andere Bildhauer, auch französische Bildhauer wie Aristide Maillol, den wir hier auch ausgestellt haben, auf den sich die Bildhauer im Osten Deutschlands bezogen haben.

Es gibt einen grundlegenden großen Unterschied zur Bildhauerei, die sich im Westen Deutschlands entwickelt hat, weil man im Osten an der menschlichen Figur festhielt. Das wurde nach 1945, nach der großen Katastrophe des Jahrhunderts, im Westen Deutschlands als nicht mehr möglich angesehen, ein heiles Körperbild darzustellen. Die Bildhauerei entwickelte sich also unterschiedlich: nicht figürlich im Westen und sie blieb figürlich im Osten Deutschlands. Die abstrakte Kunst galt zunächst als formalistisch, direkt nach 1945, als dekadent. Das sind Vorwürfe, die auch der Malerei gemacht wurden in den frühen Jahren der DDR. Was man anstrebte, war natürlich die Darstellung eines gewissen neuen Menschenbildes, das die DDR als programmatisch erachtete: das Bild des Arbeiters. Der sozialistische Realismus entstand später – und das bezog sich in Teilen auch auf Bildhauerei.“

 

 

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