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#20

Untere Faltungszone vom Mast

Glöckner, Hermann (1889-1987) | Bildhauer

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Die Schönheit geometrischer Formen berührte den Dresdner Künstler Hermann Glöckner schon beim Zeichnen in der Gewerbeschule, als er in den Linien und Flächen etwas erspürte, das über die reine Geometrie hinausging. Er erlernte den Beruf des Musterzeichners, was ihm aber schon bald nicht mehr genügte. Er wollte künstlerisch und frei arbeiten. An der Akademie mehrmals abgelehnt, entwickelte sich Glöckner weitgehend autodidaktisch weiter und arbeitete bis zu seinem Tod im Jahr 1987 abstrakt. Diese kleine rote Skulptur verkörpert das wichtigste Gestaltungsprinzip in seinem Schaffen – die Faltung. Sie steht aber auch für seine späte Anerkennung in der DDR.

Viele Jahre musste Hermann Glöckner im Stillen arbeiten. Abstraktion galt in der DDR lange als individualistisch und reaktionär. 1975 erhielt der damals 86-Jährige dann aber doch den Auftrag für eine große Außenplastik. Sein 15 Meter hoher „Mast mit zwei Faltungszonen“ vor der Mensa der Technischen Universität Dresden gilt als erste konstruktivistische Monumentalplastik im öffentlichen Raum der DDR. Die „Untere Faltungszone vom Mast“ stellte Glöckner auch im kleinen Format her und lackierte sie rot. Kein Zweifel: Es ist eine eigenständige Arbeit.

Den Ursprung der „Faltungen“ finden wir in Glöckners „Tafelwerk“. So nannte er seine experimentelle Werkreihe ab Ende der 1920er-Jahre, bei der er Flächen in geometrische Formen aufteilte. Als er dabei auch gefaltete Seidenpapierstreifen aufklebte, war der erste Schritt in Richtung Dreidimensionalität vollzogen.

Glöckners Skulpturen sind nach geometrischen Regeln exakt berechnet und sorgfältig ausgeführt. Die „Untere Faltungszone vom Mast“ ist so kompliziert gefaltet, dass die Ausgangsformen kaum nachvollziehbar sind.

Material & Technik
Metall, rot lackiert
Museum
Skulpturensammlung
Datierung
1975
Inventarnummer
ZV 4149
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