Wie wirkt dieser junge Mann auf Sie? Elegant und nonchalant oder doch eher überheblich und dekadent? Für die Menschen in der DDR muss die Darstellung des sizilianischen Großgrundbesitzers jedenfalls irritierend gewesen sein.
Als Werner Tübke 1972 dieses Bild malte, hatte er sich zum zweiten Mal einen Traum erfüllt, der für die meisten seiner Landsleute und viele Kollegen unerreichbar blieb: eine Reise nach Italien, die ihn von Mailand bis nach Sizilien führte. Das DDR-Regime erhoffte sich von diesem Zugeständnis einen Prestigegewinn und Devisen – denn Tübke durfte auch ausstellen, bekam aber nur 15 Prozent der Erlöse aus dem Verkauf. Die Dresdner Gemäldegalerie erwarb das Bild 1972 direkt aus der VII. Kunstausstellung der DDR – für 20 000 Mark, damals eine immense Summe.
Die Landschaft im Hintergrund ist vom Golf von Palermo inspiriert, das auffallende Rot der Wände wahrscheinlich von pompeijanischer Malerei. Die fast lebensgroßen Marionetten aus dem sizilianischen Volkstheater erinnern an die wechselvolle Geschichte der von Griechen, Römern, Normannen und Arabern umkämpften Insel. Mit der Hauptfigur auf dieser Bühne reagierte Werner Tübke wohl auf den, wie er wörtlich sagte:
„Gegensatz zwischen erschütternder Armut und gleisnerisch-provozierenden Merkwürdigkeiten der herrschenden Klasse mit ihrer zum Teil fatalen Gelassenheit“.
Tübke schöpfte aus dem Gesehenen, Erlebten und der Geschichte Italiens, griff bei Bildaufbau und Maltechnik aber unübersehbar auf die Tradition der alten Meister zurück, vor allem die der Renaissance. Er war überzeugt, dass deren bildnerische Möglichkeiten sehr wohl geeignet seien, heutiges Lebensgefühl zum Ausdruck zu bringen:
„Kunst von früher kenne ich nicht, sondern nur Kunst.“
Weitere Medien
- Material & Technik
- Öl auf Holz
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- 1972
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 3905