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Auf die Frage, warum er vor allem afroamerikanische Menschen male, antwortet Kehinde Wiley:

„... weil ich Menschen sehen möchte, die aussehen wie ich …"

… und zwar auf Kunstwerken im Museum und nicht nur auf der Straße, wo er seine Modelle findet. Hier sehen wir einen New Yorker Drehbuchautoren, der sich selbstbewusst auf einen Degen stützt – in der gleichen Pose wie einst General John Burgoyne auf dem Porträt des Malers Joshua Reynolds. Kehinde Wiley bezieht sich auf das Vorbild, interpretiert es aber völlig neu.

Kurator Holger Birkholz ist sehr froh, dieses Porträt im Mosaiksaal zeigen zu können:

„Einem Raum, in dem tatsächlich die Geschichte der Macht der weißen Männer in besonderer Weise anschaulich wird: sowohl durch politische Größen, Könige und andere Machthaber und Geistesgrößen wie Lessing, Goethe und Schiller. Da zeigt sich die Vormachtstellung sehr massiv. Deshalb war es so interessant, eine künstlerische Position zu finden, die sich kritisch mit dieser Tradition auseinandersetzt“.

Kehinde Wiley gehört zu den bekanntesten US-amerikanischen Malern. 2018 schuf er das offizielle Porträt von Präsident Barack Obama.

Aber wir alle wissen: die Geschichte der Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner in den USA war von Beginn an durch Verschleppung, Sklaverei und Gewalt geprägt und sie werden bis heute diskriminiert. Wiley gibt ihnen einen Platz in der Geschichte. Dabei verknüpft er Tradition und Moderne auf mehreren Ebenen: Der junge Mann ist auffallend muskulös und erscheint so als Ikone des Begehrens.

Das Streben nach dem idealen Körper finden wir in der Antike, aber auch im Klassizismus. Der Dargestellte zeigt sich selbstbewusst, trägt Alltagskleidung und steht inmitten wunderschöner Blumen, die ihn zart umschlingen. Seine Hand hält die Waffe ein wenig geziert. Das erinnert an die Sitten und die Pracht im höfischen Frankreich und ist auch eine Hommage des Malers an seine Mutter – eine Frau aus einfachen Verhältnissen, die ihre Wohnung opulent ausgestattet hatte.