Das Gesicht – ein Spiegel der Seele? Der Emotionen? Für die Südafrikanerin Marlene Dumas, die heute in Amsterdam lebt, ist das Gesicht ihr vielleicht wichtigstes Thema:
"Was mich an dem menschlichen Gesicht immer wieder fasziniert, es zu malen und mit ihm zu arbeiten, ist der Umstand, dass, wenn man sich für die Gefühlswelt der Menschen interessiert, das Gesicht alles bereithält."
Für ihre Gemälde sitzt niemand Modell. Sie entstehen nach fotografischen Vorlagen, die Marlene Dumas in einem umfangreichen Archiv sammelt – Pressefotos, Bilder aus Illustrierten, Schnappschüsse. Auch diesem Gemälde mit dem Titel "Ecce Homo" liegt eine Fotografie zugrunde, die Dumas im Prozess des Malens jedoch stark veränderte:
"Wenn ich ein Foto oder einen Schnappschuss verwende, versuche ich nicht, das Medium selbst zu imitieren. Es ist mein Modell und ich versuche, den Ausdruck des Gesichts zu erkennen."
Die Fotografie hält zumeist nur den äußeren Schein fest. In ihren Gemälden transformiert Dumas die Vorlage, so dass sichtbar wird, was sie als das "wahre Gesicht" der fotografierten Person empfindet.
Der Titel "Ecce Homo" – "Siehe: ein Mensch" verweist auf die Szene im Johannesevangelium, als der römische Statthalter Pontius Pilatus den gefolterten Jesus der Menge vorstellt. Das Gemälde entstand im Zusammenhang eines größeren Werkprozesses, als Marlene Dumas für die Dresdner Annenkirche ein neues Altarbild gestaltete.
- Material & Technik
- Öl auf Holz
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- 2015/2016
- Inventarnummer
- Leih-Nr. L 487