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#35

Herwarth Walden

Wauer, William (1866-1962) | Bildhauer
Walden, Herwarth (1878-1941) | Dargestellte Person

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Dieser Bronzekopf erzählt die Geschichte von zwei außergewöhnlich begabten Persönlichkeiten. Geschaffen hat ihn William Wauer – Maler, Bildhauer, Kunstkritiker, Autor und Regisseur. Das Porträt zeigt Herwarth Walden – Musiker, Komponist, Schriftsteller und einer der wichtigsten Förderer der deutschen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein kluger und exzentrischer Kopf, der nach neuen Formen in der Literatur und der bildenden Kunst suchte – und genau das spiegelt unser Porträt wider.

Als William Wauer die Skulptur 1917 schuf – als eine seiner ersten – war er bereits als Filmregisseur bekannt. Unübersehbar, wie sehr die Ästhetik des frühen Schwarz-Weiß-Films mit seinen starken Kontrasten diese Arbeit beeinflusste. Auf einem weit schwingenden, überlangen Hals sitzt ein Kopf, der sich aus scharf gegeneinander abgesetzten Flächen und Mulden zusammensetzt. Hinter der extrem hohen Stirn liegen die Haare wie ein Kasten um den Hinterkopf. Der Blick aus den tiefen Höhlen wirkt unergründlich, obwohl die Augen selbst gar nicht ausgeformt sind. Das einzige wirklichkeitsgetreue Detail ist der Mund mit der vollen Unterlippe. Er verleiht dem kantigen Gesicht einen weichen Zug. Trotz der radikalen Abstraktion bleibt der Porträtierte erkennbar.

Herwarth Walden wurde 1878 als Georg Lewin geboren. Sein Pseudonym verdankte er seiner ersten Frau, der Dichterin Else Lasker-Schüler. 22 Jahre lang gab er die Zeitschrift „Der Sturm“ heraus, für die viele namhafte Literarten schrieben. In seiner gleichnamigen Galerie in Berlin verhalf er Künstlern wie Wassily Kandinsky und Max Ernst zum Durchbruch, zeigte Arbeiten von Mitgliedern des „Blauen Reiter“ und von italienischen Futuristen, die seinen Freund William Wauer vielleicht bei diesem Porträt angeregt haben.

Material & Technik
Bronze
Museum
Skulpturensammlung
Datierung
1917
Inventarnummer
ZV 3713
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