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#36

Bambino malato

Rosso, Medardo (1858-1928) | Bildhauer

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Äußerst zart hat Medardo Rosso dieses Kindergesicht modelliert. Die geschlossenen Augen und den leicht geöffneten Mund deutete er nur an. Beim Abguss in Wachs ließ er einen Teil der Gussnaht stehen, der sich wie ein Heiligenschein, um das Köpfchen legt. Nicht ganz von dieser Welt wirkt das Antlitz. Kaum präsent, als würden seine Umrisse mit der Umgebung verschmelzen. „Nichts ist materiell im Raum“, war ein Credo des Künstlers. Es kam ihm nicht auf die detaillierte Darstellung physischer Einzelheiten an. Stattdessen wollte er das Unsichtbare, das Atmosphärische sichtbar machen, das einen Menschen umgibt.

Die bewegten, unvollendet wirkenden Oberflächen, die flüchtig wirkende Darstellung, der Einbezug des Lichtes – in seiner Arbeitsweise ähnelt der Bildhauer Rosso den impressionistischen Malerinnen und Maler seiner Zeit. Schon 1886 schrieb deshalb ein französischer Kunstkritiker:

„Er begründet meisterlich die impressionistische Skulptur“.

Kuratorin Astrid Nielsen: „Medardo Rosso ist eigentlich der einzige tatsächlich impressionistische Bildhauer, wenn man diese Art der Malerei und die Wahrnehmung der Welt auf die Skulptur übertragen möchte. […] Der Umgang mit Licht und Raum ist das, was Medardo Rosso so besonders macht. […] Von Bedeutung ist auch, dass seine Arbeiten auf eine einzige Ansicht festgelegt sind, d.h. es entfernt sich von der Skulptur, die man vorher kannte, also ganz im Gegensatz zur Skulptur der Renaissance, die den Auftrag hatte, von allen Seiten gleich schön zu sein, spielt das hier bei ihm keine Rolle.“

sagt Kuratorin Astrid Nielsen.

Und so ist auch diese Skulptur eines kranken Kindes auf einen einzigen Betrachtungspunkt ausgerichtet und dennoch in ihrer Wirkung alles andere als einseitig.

Material & Technik
Wachs über Gips
Museum
Skulpturensammlung
Datierung
Um 1889
Inventarnummer
ZV 1933
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