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Der Verstand sagt: das ist eine Skulptur aus Holz. Schwer. Stabil. Statisch. Und doch: Sieht sie nicht aus, als könnte sie sich jederzeit bewegen? Sanft schwingen und um die eigene Achse drehen? Flexibel und doch im Gleichgewicht, wie ein Tänzer?

Beides, das Wissen und die intuitive Wahrnehmung, spiegelt der Titel der Werkgruppe wider, zu der auch unsere Skulptur gehört: „Tanzende Säulen“. Entstanden sind sie, nachdem sich der Bildhauer Tony Cragg jahrelang mit dem Thema „Wirbelsäule“ beschäftigt hatte.

Unser Werk besteht aus mehreren Blöcken, die Cragg leicht versetzt aufeinanderstapelte und verschraubte. Jeder Block wiederum ist aus vielen einzelnen, miteinander verleimten Schichten aus Birkenholz aufgebaut. Am Ende modellierte der Bildhauer die sanften Wellen und scharfen Kanten und verlieh der Skulptur eine samtig glänzende Oberfläche, unter der die dünnen Schichten sichtbar werden – wie die Jahresringe eines Baumes.

Wie komplex die „tanzende Säule“ wirklich ist, lässt sich nur erfahren, wenn man sie umrundet. Aus jeder Position zeigt sich ein neues Bild. Steht da nicht eine Figur mit weichen Rundungen, die sich nach vorne neigt? Dann tauchen schroffe, wie von Wind und Wetter geschliffene Felsformationen auf – und plötzlich sehen wir menschliche Gesichter im Profil. Sobald wir weitergehen, verschwinden sie wieder, wie in einem Vexierbild.

Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Menschen Formen und Gesichter sehen, wo eigentlich keine sind: in Wolken, im Wandputz, in Gegenständen. Tony Cragg betont, dass dieses Erkennen mit Emotionen verbunden ist. In seinen Skulpturen spielt er mit unterschiedlichsten Formen – im Bewusstsein, dass sie unterschiedliche Emotionen hervorrufen. Und er glaubt, wenn er als Bildhauer neue Formen schaffen könne, die es in der Natur so nicht gibt, könne er damit auch neue Gefühle, Ideen und Begriffe hervorrufen.