Februar 1945: bei den schweren Bombenangriffen der Alliierten wird das Albertinum weniger zerstört als andere Museen der Stadt, aber das Treppenhaus brennt aus und mit ihm die opulente Ausstattung von Hermann Prell. Diese beiden kleinformatigen Bronzen von Aphrodite und Prometheus überleben im Besitz des Künstlers. Sie hatten ihm als Vorlage für die gut zwei Meter hohen Skulpturen gedient, die dem Brand zum Opfer fallen.
Eigentlich war Hermann Prell Maler. Doch als er 1890 den Auftrag für die Bemalung der Decke im Treppenhaus erhielt, entwickelte er ein monumentales Gesamtkunstwerk aus Wand- und Deckengemälden und Skulpturen. Als Thema wählte er Motive aus der griechischen Mythologie. Auf dem zentralen Bild an der Decke tobte der Kampf der olympischen Gottheiten gegen die auf der Erde geborenen Titanen. An den Wänden stellte er Szenen aus den Sagen um Aphrodite und Prometheus einander gegenüber. Für Prell verkörperten die beiden „Schönheit“ und „Schicksal“.
Auf alten Schwarz-Weiß-Fotografien ist noch zu sehen, dass die Marmorfigur der Aphrodite im Osten, vor der „Wand der Schönheit“, stand. Gerade dem Meer entstiegen, wringt sie die langen nassen Haare aus. An ihre Beine schmiegt sich ein Delphin. Ihr gegenüber, vor der westlichen „Wand des Schicksals“, platzierte Prell seinen Prometheus. Der hatte den Menschen das Feuer gebracht, sie in Kunst, Handwerk und Wissenschaft unterrichtet. Schließlich half er mit, seine Mutter Gaia, die Göttin der Erde, zu besiegen. Prell zeigt Prometheus erschöpft nach dem schweren Sieg der geistigen Kräfte über die Naturgewalten. Mit einem Bein stützt er sich auf dem Kopf der Mutter ab und versucht, die Fesseln um seine Brust zu lösen.
Unsere Bronze-Figur stammt direkt aus dem Nachlass von Hermann Prell, Aphrodite wurde 1994 über den Kunsthandel erworben.
- Material & Technik
- Bronze auf Marmorsockel, grünliche Patina
- Museum
- Skulpturensammlung
- Ort & Datierung
- 1899/1900
- Inventarnummer
- ZV 3630