Im April 1847 erhielt Ernst Rietschel den Auftrag, für die Stadt Braunschweig eine Lessingstatue zu schaffen, die in Bronze gegossen werden sollte. Die ersten kleinen Modelle, die der Bildhauer schon bald lieferte, begeisterten das zuständige Denkmal-Komitee und so war der Weg frei für das Gussmodell aus Gips, das vor Ihnen steht. Wie es weiterging, berichtet Kuratorin Astrid Nielsen:
„Das Standbild wurde 1853 enthüllt und war das Werk, mit dem Rietschel seinen Durchbruch zum überregionalen, ja internationalen Bildhauer begründete. Man feierte vor allen Dingen die Feinheiten in der Durchbildung der Figur, lobte die Lebendigkeit und vor allem feierte man ein Novum, was Ernst Rietschel in alle seine Denkmäler ab jener Jahre einführte. Denn er ließ etwas weg, was bei seinem Lehrer noch etwas ganz Typisches geblieben war: den sogenannten Rauch’schen Mantel, benannt nach seinem Lehrer Christian Daniel Rauch, ließ er weg.“
Das war ein an der Antike orientierter Mantel, den alle Statuen zu dieser Zeit trugen. Rietschels Begründung: Der große Dichter und Denker der Aufklärung habe nie etwas bemäntelt, sondern immer die Wahrheit gesprochen. Er zeigt Gotthold Ephraim Lessing in der Mode seiner Zeit: als Mann der Tat, energisch, selbstbewusst und wissend in die Ferne blickend. Die Schriftrolle in der Hand ist das Einzige, das direkt auf Lessings Arbeit als Schriftsteller hinweist. Mit dem Fragment einer antiken Säule deutete Rietschel an, dass sich der Dichter auch mit der Antike auseinandergesetzt hatte.
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Mehr als 6.000 Exponate befinden sich heute in unserer Abgusssammlung. Ihr Ursprung geht auf den Maler Anton Raphael Mengs zurück, der 1779 in Rom starb. Kuratorin Astrid Nielsen:
„In seinem Nachlass befand sich eine große Sammlung von Gipsabgüssen, die er ohne Kosten zu sparen, hat anfertigen lassen. Das war ein Überblick über die antike Kunst, die sich in seinem Nachlass befand und 1784 kaufte der sächsische König diesen Nachlass in Rom und ließ ihn nach Dresden bringen. 833 Abgüsse kamen auf dem Seewege, dann letztendlich ab Hamburg über die Elbe in Dresden an, und wurden zunächst aufgestellt im Brühl’schen Palais, auf den jetzigen Brühl’schen Terrassen, auch das ist ein Gebäude, das sich nicht erhalten hat. …Und diese Sammlung wurde dann, 1794, im Stallhofgebäude im Zusammenhang mit der Gemäldegalerie präsentiert.“
Im Lauf des 19. Jahrhundert wuchs die Sammlung immens an. Werke aus dem Mittelalter, der Renaissance und zeitgenössischer Künstler kamen dazu, darunter die Nachlässe von Ernst Rietschel und seinem Konkurrenten Ernst Julius Hähnel.
„Die Sammlung hat auch einen großen historischen Wert, weil einige dieser Abgüsse, darunter auch Abgüsse nach antiken Architekturen, die Trajanssäule in Rom beispielsweise, die zu einer Zeit angefertigt wurde, als die Umwelteinflüsse noch nicht so sehr an dem Original gearbeitet hat. Das heißt, es kann ein Zustand wiedergegeben werden, der sich heute so nicht mehr erhalten hat.
- Ort & Datierung
- 1848/49 (Datierung bezieht sich auf das Modell)
- Material & Technik
- Gips
- Dimenions
- H (mit Plinthe): 280,0 cm, B: 115,0 cm, T: 107,0 cm
- Museum
- Skulpturensammlung
- Inventarnummer
- ASN 4700