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#121

Waldgeheimnis

Diez, Robert (1844-1922) | Bildhauer

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Was flüstert er ihr wohl ins Ohr, der bärtige Waldgeist, der sich an die Schulter der jungen Nixe schmiegt? Elegant hat sie ihre beiden Fischschwänze übereinander geschlungen und neigt lauschend den Kopf zu ihm. Ihr Gesicht aber zeigt keine Regung, die uns etwas verraten würde. Es bleibt ein „Waldgeheimnis“.

Der Künstler Robert Diez gehörte um die Jahrhundertwende zu den renommiertesten und produktivsten Bildhauern Dresdens. Mit den Brunnen am Albertplatz oder dem Gänsediebbrunnen in der Altstadt, prägte er das Erscheinungsbild der Stadt bis heute. Als Professor für Bildhauerei unterrichtete er an der Dresdner Akademie unter anderem Ernst Barlach, der von ihm sagte, es gäbe keinen besseren Lehrer.

Diese beiden Figuren hat Robert Diez aus Lindenholz geschnitzt. Angeregt von der zeitgenössischen Diskussion, Skulpturen, wie in der Antike und im Mittelalter, farbig zu fassen, bemalte er sie. Die Farblasur trug er auf eine Grundierung von Gold und Silber auf. Dadurch erhielt die Haut des schönen Fabelwesens einen grünlich schimmernden, blassen Ton, so wie es in den Märchen und Sagen beschrieben wird. Es scheint, als sei die Nixe soeben dem Wasser entstiegen. Ihren lebendigen Blick erzeugte er durch den Einsatz von Bergkristallen.

Mit seinem phantasievollen, lyrischen Ansatz entfernte sich Robert Diez vom Klassizismus seiner Vorgänger. Seine naturverbundenen und mythischen Motive schuf er in einer Zeit, in der sich technischer Fortschritt und Industrialisierung rasant bemerkbar machten. Und so liegt in seinem Werk auch ein stiller Protest gegen die Entzauberung der Welt.

Material & Technik
Lindenholz, gefasst
Museum
Skulpturensammlung
Datierung
Vor 1894
Inventarnummer
ZV 1389
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