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#15

Schreitender mit Tuch (Stehender verlorener Sohn)

Blumenthal, Hermann (1905-1942) | Bildhauer
Bildgießerei Richard Barth | Bronzegießer

02:01

Streng, fast karg und von nüchternem Ernst – so werden die beiden Figuren von Hermann Blumenthal gerne beschrieben. Der „Schreitende mit Tuch“ entstand 1934 bei Potsdam, wo der junge Bildhauer nach einem Stipendium in Rom lebte. Den „Sitzenden mit Tuch“ schuf er drei Jahre später, wieder zurück in Rom. Die antike Kunst in der „Ewigen Stadt“ beeinflusste seine Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper, den er immer wieder in den Grundhaltungen Gehen, Stehen oder Sitzen darstellte.

Der „Schreitende“ blickt nach vorne, aber in seiner Bewegung liegt nur wenig Dynamik, als verharre er mitten im Schritt. Die Hand auf der Schulter verstärkt den Eindruck des Statischen. Die Figur wirkt in sich gekehrt, scheint das Tuch enger um ihre Schulter zu ziehen. Bezog sich Blumenthal damit auf seine schwierige wirtschaftliche Situation? Der Titelzusatz, der auf das biblische Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ anspielt, könnte ein Hinweis sein. Unter den Nationalsozialisten wurde Hermann Blumenthal zwar nicht verfolgt, wegen seines Namens aber als Jude beschimpft ­– eine seiner Skulpturen wurde zudem als „entartet“ beschlagnahmt. Ungeachtet dessen erhielt er Preise und Stipendien.

1937, auf dem Höhepunkt seines Schaffens, modellierte er den „Sitzenden“: Ein Hirte aus der Campagna nahe Rom – für Kunstschaffende der Inbegriff ländlicher Idylle. Der Jüngling wirkt gelassen und nachdenklich. Doch was wir sehen, ist nicht das Porträt einer realen Person. Blumenthal nahm auf, was er im täglichen Leben wahrnahm – Situationen, Haltungen, Empfindungen von Menschen, für die er dann in seinen Werken nach einer allgemeingültigen Aussage suchte.

Material & Technik
Bronze
Museum
Skulpturensammlung
Datierung
1934 (vor Juli) in Nowawes [lt. Werkdokumentation] Guss um 1960 (Mitt. Galerie)
Inventarnummer
ZV 4194
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