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#202

Der Friedhof

Friedrich, Caspar David (1774-1840) | Maler

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Ein großes Tor öffnet sich auf ein abendliches Gräberfeld, das vom Mondlicht und Nebelschwaden in eine geheimnisvolle Stimmung getaucht wird. Vor dem linken Pfeiler stehen zaghaft ein Mann und eine Frau. Obwohl das Tor geöffnet ist, zögern sie, den Friedhof zu betreten. Ihre Blicke richten sich auf eine Stelle direkt hinter dem Eingang. Dort ist als dunkler Fleck ein frisch aufgeworfenes Grab zu erkennen, rechts daneben liegt eine Leiter, auf der vermutlich der Leichnam herbeigeschafft worden ist.

Die Vermutung liegt nahe, dass wir hier ein Paar vor dem Grab ihres gerade erst verstorbenen Kindes sehen. Als Caspar David Friedrich das Bild um 1825 malte, hatte er gerade selbst das zweite seiner insgesamt vier Kinder verloren. Wahrscheinlich ist „Der Friedhof“ ein höchst intimes Erinnerungsbild. Dazu würde auch passen, dass er dieses Werk nie verkauft hat.

Bei aller Tragik steckt aber auch etwas Tröstendes in seinem Motiv. Denn es sind noch zwei andere Figuren anwesend, die Friedrich so fein gemalt hat, dass man sie nur schemenhaft erkennen kann: direkt über dem Grab ein Oberkörper mit Kopf und Armen und auf Höhe der Baumwipfel ein Engel mit ausgebreiteten Armen. Ein Freund des Malers, der russische Staatsrat Wassili Schukowski, der das Gemälde damals in seinem Atelier sah, beschreibt die Szenerie so:

„Sie glauben zu sehen, dass sich ihr Kind aus seinem Grab erhebt, dass die Schatten seiner Ahnen sich auf es zu bewegen und ihm die Arme entgegenstrecken, und dass ein Friedensengel (…) über ihnen schwebt, und sie vereint.“

Ob Caspar David Friedrich diese geisterhaften Figuren absichtlich so belassen oder das Bild einfach nicht zu Ende gemalt hat, ist unklar.

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
Um 1825 Um 1825 (Bestandskatalog 2010) 1825
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2197 B
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