QR-Code

#214

Landstraße mit Bäuerin

Gille, Christian Friedrich (1805-1899) | Maler

02:09

Eine schlammige Landstraße, eine Bäuerin im roten Kleid, eine Kuh. Für die Landschaftsmalerei seiner Zeit ist dieses Bild von Christian Friedrich Gille ungewöhnlich. Keine idyllische Gegend mit Kirchturm, kein mondbeschienenes Wiesental, keine pittoreske Landschaft des Südens. Nicht einmal dem Wald widmet er viel Aufmerksamkeit, setzt ihn mit groben Pinselstrichen als abstrakte Andeutung in den Hintergrund. Auch die Bäuerin und die Kuh skizziert er rasch auf diese Weise. Auf das Nötigste reduziert wirken sie wie Statisten neben einer Hauptdarstellerin: der Pfütze. Von schwarzer Gülle aus einem Misthaufen am Straßenrand gefärbt, steht sie im Mittelpunkt von Gilles Studie. Etwas zugespitzt gesagt: der Maler hat hier das Portrait einer Pfütze erschaffen.

Im 19. Jahrhundert liegt in der Darstellung von so etwas Unscheinbarem eine große Radikalität. Aber Gille, der zum Malen über die Dörfer des Dresdner Umlands zog, erblickte in dieser unscheinbaren Alltäglichkeit eine Schönheit, die er festhalten wollte. Kurator Holger Birkholz:

„Gille war insgesamt ein Künstler, der an solchen nicht gesehenen, nicht sichtbaren Momenten interessiert war, also Bildmotive, die aus dem Blick geraten waren, also mal ist es eine Stubenecke, mal ist es ein Wiesenfleck, oder es ist irgendwo an der Weißeritz eine Baumgruppe, die ihn interessiert, er malt Hütten auf einem Hinterhof, wählt sich ein paar Haushaltsgegenstände, die so ein bisschen altertümlich, abgenutzt erscheinen, das waren die besonderen Themen bei Gille, also er ist fasziniert eben von dem, was anderen als grundsätzlich erstmal nicht darstellungswürdig erschien. (…) Also das besondere ist wirklich, dass Gille im kleinen Format, schnell und gekonnt hingeworfen, mit Farbe diese Momente festhält.“

Material & Technik
Öl auf Papier auf Pappe
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
Um 1870/80
Inventarnummer
Inv.-Nr. 09/418
0:00