Als Max Slevogt und Ludwig Thoma diese Frau in Berlin tanzen sahen, verliebte sich der eine – der Schriftsteller aus Bayern – so heftig, dass er sie heiraten wollte. Und der andere – der Künstler – wollte sie unbedingt malen.
So geschah es. Nach der Trennung von ihrem ersten Mann heirateten Marietta di Rigardo und Ludwig Thoma, er baute ihr ein Haus am Tegernsee und sie trat später nie mehr öffentlich auf.
Und Max Slevogt? Er investierte viel Arbeit in sein Porträt. 1904 notierte er, dass er acht Studien in Öl ausgearbeitet habe, bevor er an die monumentale Leinwand ging. Eine dieser Studien befindet sich in unserer Sammlung.
Slevogt, selbst ein begabter Pianist und Sänger, hatte ein großes Faible für die Bühne, porträtierte Sänger, Schauspieler und Tänzerinnen. Die Ausstrahlung von Marietta di Rigardo muss enorm gewesen sein. Slevogt zeigt sie als selbstbewusste Frau, voller Anmut, mit einem gelassenen, geradezu stolzen Gesichtsausdruck – aber natürlich auch dem begehrenden männlichen Blick ausgesetzt.
Ihre Bewegung inszenierte der Maler als dynamische Drehung des Körpers, die sich von der Schleppe über die Hüfte bis in die ausgebreiteten Arme und die Kastagnetten schlagenden Hände fortsetzt – und in den schwingenden Fransen des gelben Seidenschals nachhallt. Den hatte Slevogt der Tänzerin eigens für dieses Porträt geschenkt. Anders als in den Ölskizzen gestaltete der Maler ihr hier ein reiches Umfeld: mit einem Orientteppich, den dicht gedrängten Musikern und den Requisiten im Hintergrund.
Marietta di Rigardo feierte als Flamenco-Tänzerin große Erfolge. Geboren wurde die Tochter eines Schweizer Konsuls und einer Philippinin als Maria Trinidad de la Rosa in Manila. Ihre Ausbildung als Tänzerin machte sie in Europa. Sie heiratete den Berliner Schriftsteller und Komponisten Georg David Schulz und trat in seinem Kabarett „Zum siebenten Himmel“ auf. Und genau dort soll es gewesen sein, wo sie Max Slevogt und Ludwig Thoma so nachhaltig beeindruckte.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- 1904
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 2549