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Was macht dieser Mann? Praktiziert er Yoga, um seinen unteren Rücken zu entspannen? Will er sich seinen Penis oder seine Füße anschauen? Oder kauert er sich zusammen, weil er sich in seiner Nacktheit ausgeliefert und schutzlos fühlt?
Was die Skulpturen von Ron Mueck in uns auslösen, hat immer auch mit uns selbst zu tun, unseren Erfahrungen, unserer momentanen Stimmung. Eines aber scheint sicher: Unberührt lassen sie niemanden, diese geradezu unheimlich-lebensechten Figuren.
Fasziniert betrachten wir den Mann, sehen die roten Flecken auf seinem Rücken, die Muskelstränge, die Fältchen am Ellenbogen, die glänzenden Fingernägel, den etwas krummen, kleinen Zeh. Wir würden gern über seinen rasierten Kopf und seine Arme streichen, spüren, wie sich Haut und Haare anfühlen. Warm oder kalt? Natürlich oder künstlich?
Irritierend auch, dass dieser athletische Mann deutlich kleiner als ein Erwachsener ist – seine Arme und Hände aber seltsam überdimensioniert sind. So akribisch genau Ron Mueck winzigste Details wiedergibt, bei den Proportionen nimmt er sich Freiheiten. Das verstärkt den Eindruck des Unheimlichen.
Der Bildhauer arbeitet mit lebenden Modellen, nimmt hin und wieder auch Teile seines eigenen Körpers als Vorbild. Zunächst fertigt er die Figuren in Ton. Es kann Monate dauern, bis sie ihr „eigenes Aussehen“ haben. Dann formt er sie mit Silikonkautschuk ab. Die Körper bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff, die Haut aus flexiblem Silikon, in das Mueck echte Haare einsetzt, eines nach dem anderen.
Trotz der großen Mühe, die er aufwendet, geht es Ron Mueck um weit mehr als die hyperrealistische Darstellung seiner Figuren:
„Obwohl ich viel Zeit mit der Oberfläche verbringe, ist es doch das Innenleben, das ich einfangen möchte.“