Aufrecht, den Blick in die Ferne gerichtet, steht Friedrich von Boxberg vor uns. Stolz präsentiert er sein Gewehr. Hinter ihm sein treuer Hund, die Jagdbeute und – jenseits des Wassers – sein Besitz: Schloss Zschorna. Das Bild eines erfolgreichen Mannes. Oder etwa nicht? Denn Boxberg steht auf einem schwankenden Kahn, er hat Augenringe, wirkt etwas aufgedunsen. Der Maler, Ferdinand von Rayski, hat nichts beschönigt. Und so lässt das Ganzfigurenporträt, das auf den ersten Blick so repräsentativ scheint, durchaus auch andere Interpretationen zu.
Friedrich von Boxberg stand beim Dresdner Aufstand 1849 auf Seiten des Königs und ließ auf Menschen schießen, die für die Freiheit kämpften, und die er zum Teil auch persönlich kannte. Danach zog er sich auf Schloss Zschorna zurück, wo ihn der Künstler besuchte. So gesehen zeigen sich in dem Bildnis auch die gesellschaftlichen Konflikte.
Rayski war der angesehenste Porträtist seiner Zeit in Dresden, gerade weil es ihm gelang, die Dargestellten nahezu psychologisch zu erfassen. Das Gemälde markiert den Übergang von der traditionellen zu einer freieren Form der Malerei, aus der die Impressionisten schließlich ihre Freilichtmalerei entwickelten, sagt Kurator Holger Birkholz:
„Das kann man hier vor allem bei der Landschaftsdarstellung, aber auch bei der Darstellung der Kleidung von Friedrich von Boxberg von sehen, wie Ferdinand von Rayski hier mit Licht modelliert. Man muss im Blick behalten, dass dieses Bild in einer Zeit entsteht, als die Fotografie schon durchaus auch präsent ist und Maler sich dafür natürlich interessieren, gerade Porträtmaler, weil es in gewisser Weise Konkurrenz auch darstellt zur eigenen Herangehensweise. Wenn man sich dieses Schilfgras ansieht, beispielsweise bei dem nach hinten weggleitenden Ausblick über den See, dann sieht man, dass da fast so etwas entsteht wie Bewegungsunschärfe.“
Es sind also Momente der Unschärfe, die das Gemälde besonders realistisch erscheinen lassen und den Weg in die Moderne weisen.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- 1861
- Inventarnummer
- Inv.-Nr. 04/04