Auch Künstler brauchen Tapetenwechsel. Gustav Klimt, im Wien der Jahrhundertwende prominenter Maler des Jugendstils, verbrachte die Sommermonate regelmäßig im oberösterreichischen Salzkammergut am Attersee. Pinsel und Palette hatte er im Gepäck, aber er malte dort keines seiner berühmten Frauenporträts, sondern außergewöhnlich reizvolle Landschaftsbilder – darunter das Gemälde, das Sie hier sehen. Ein Wäldchen, das die ganze Bildfläche ausfüllt. Der Horizont liegt ungewöhnlich hoch, so dass der mit Laub übersäte Waldboden in unseren Blick gerät – gemalt mit kleinen, aneinandergesetzten Pinselstrichen in zarten, harmonischen Farbtönen. Der flirrende Laubboden – die fleckige Baumrinde – die Reflexe des Sonnenlichts, die in der oberen Bildhälfte aufblitzen: Alle Einzelheiten sind minutiös geschildert und fügen sich doch – ganz im Sinne des Jugendstils – zu einem großen, die Bildfläche überziehenden Ornament.
Ist Ihnen eigentlich das Format aufgefallen? Das Bild ist ein exaktes Quadrat, ein mal ein Meter. Den Grund dafür erwähnte Klimt in einem Brief:
"Ich habe am frühen Morgen, am Tage und Abend mit einem 'Sucher', das ist ein in Pappendeckel geschnittenes Loch, nach Motiven für meine zu malenden Landschaften gesucht."
Klimt hatte aus dem Karton ein Quadrat ausgeschnitten, deshalb sind seine Landschaftsgemälde in der Regel quadratisch. Für das Bild des Wäldchens hatte er den Sucher so gehalten, dass nur ein schmaler Streifen Himmel im Ausschnitt erschien.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- Um 1902
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 2479 A