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#208

Prozession im Nebel

Oehme, Ernst Ferdinand (1797-1855) | Maler

02:32

Düster und geheimnisvoll erscheint uns die Szene, aus der im Vordergrund ein Bildstock ragt. Fast meint man, die feuchte Kühle zu spüren und das Murmeln der betenden Mönche zu hören. Ein paar Augenblicke noch und die Prozession wird im Nebel verschwunden sein, das Kreuz an der Spitze ist jetzt schon kaum mehr zu sehen. Und doch gibt es Hoffnung. Ein zartes Blau und erste Sonnenstrahlen schieben sich durch das Grau, schon lassen sich die hohen Bäume im Dunst erahnen und mit ihnen das Versprechen auf einen neuen Tag.

Ernst Ferdinand Oehme war gerade 31 Jahre alt, als ihm diese stimmungsvolle Darstellung eines nebelverhangenen Morgens gelang. Das Motiv ist typisch für die Dresdner Romantik. Oehme bezieht sich dabei sehr direkt auf sein Vorbild Caspar David Friedrich, der die Landschaftsmalerei als Ausdruck von Gefühlen verstand. Auch in dessen „Abtei im Eichwald“ sieht man eine Gruppe von Mönchen in einer Landschaft, die von einer dunklen Nebelbank hinterfangen ist. Oehme findet jedoch zu einer sehr eigenständigen Neuinterpretation dieses Motivs, indem er die Unschärfe zum Thema des Bildes macht. Für die Romantiker hat sie eine religiöse Bedeutung: Sie verweist darauf, dass letztendlich hinter der Welt der Erscheinungen Gott steht.

Aber die Unschärfe ist auch malerisch eine Herausforderung, die darin besteht, etwas anzudeuten und es damit in Bewegung zu versetzen. Deshalb ist für Kurator Holger Birkholz auch der Vergleich mit einem zeitgenössischen Künstler im Albertinum sehr interessant, mit Gerhard Richter.

„Die Unschärfe bei Richter betrifft immer das ganze Bild, das heißt, die Unschärfe entsteht durch Verziehen der feuchten Malsubstanz, mit Rakel oder Pinsel. Bei den Malern der Dresdner Romantik gibt es immer eine Mischung aus Bereichen, die noch zeichnerischer angelegt sind, in denen man noch Konturen sehen kann, das ist oft im Vordergrund, wodurch auch Tiefe entsteht. Hier sind es die Büsche im Vordergrund, die kann man noch gut und haptisch sehen, auch die Vögel. Er entwickelte dann einen tiefen Raum durch schon unscharf gemalte Aspekte…“

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
1828
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2219 C
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