Aus dem tiefen Wald tritt die Hochzeitsgesellschaft ins Freie eines herrlichen Frühlingstages – an der Spitze das junge Paar, dahinter die Eltern und die Hochzeitsgäste. Weiter oben am Hang lugt die pittoreske Kapelle heraus, in der gerade der Bund fürs Leben geschlossen wurde. Dem Zug voran läuft eine Gruppe fröhlicher Kinder mit dem Hochzeitskranz auf einem Stecken. Alles hier erzählt von einem hoffnungsvollen Anfang, von Freude und von Zuversicht. Jedes Detail fügt sich in die symbolträchtige Erzählung des Bildes ein, wie Kurator Holger Birkholz am Beispiel des Weges erklärt:
„Man kann in diesem Bild auf Wanderschaft gehen. Also das Wandern spielt in der Romantik ja eine wichtige Rolle, man ist eben nicht mit dem Zug schnell unterwegs, oder mit dem Auto fährt man von A nach B, sondern die Strecke und das Erlebnis des Naturraums auf der Wanderung, wo es eben ganz viel zu entdecken gibt, wo man auch die Zeit dafür hatte, das zu sehen, spielte eben eine wichtige Rolle. Und so ist eben hier auch der Weg als Wanderweg und wiederum auch als Lebensweg, also in seiner symbolischen Bedeutung, zu erfahren und zu ergründen.“
Der Dresdner Ludwig Richter war einer der beliebtesten Künstler des 19. Jahrhunderts: Unbeirrt von den modernen Strömungen seiner Zeit hielt er an seiner idyllischen Motivwelt und an seiner feinen Malweise fest. Als er dieses meisterlich komponierte, träumerische Gemälde schuf, war die deutsche Revolution von 1848 nur noch ein Jahr entfernt. Das Bild ist wie ein Blick in ein goldenes Zeitalter, das als verlorenes Ideal in der Vergangenheit liegt und doch zugleich die Sehnsucht erweckt nach einem Leben in Freiheit und im Einklang mit der Natur.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- 1847
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 2230