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#230

Der Sommertag

Böcklin, Arnold (1827-1901) | Maler

02:29

Sanft schlängelt sich der schimmernde Fluss durch saftig grüne Wiesen. Die Blätter der Pappeln wiegen sich leicht im Wind, und das Juchzen der spielenden und badenden Kinder schallt herüber. Über der lieblichen, sommerlichen Szenerie spannt sich ein schon fast unwirklich schöner blauer Himmel. Fern liegt im Hintergrund die Stadt, fern liegt der Alltag mit seinen Sorgen und Zwängen. Hier am Fluss ist man frei und lebt im Einklang mit der Natur – ein paradiesisches Dasein. Doch das Idyll ist nicht frei von Melancholie – hinter all der Heiterkeit scheint etwas Bedrohliches zu lauern.

In der Tat könnte Böcklin hier tragische Ereignisse aus seinem Leben mit der Vision vom Paradies als zeitlosem Ort der Einheit von Mensch und Natur verbunden haben, wie Kuratorin Heike Biedermann erzählt:

„Meine persönlichen Gedanken zu dem Bild gehen zu den Kindern des Künstlers selber.“ [3:24–3:39] „Er hatte 14 Kinder, von denen 8 verstarben, bevor sie das Erwachsenenalter erreichten, und aus biographischen Überlieferungen weiß man, wie sehr, wie sehr er darunter litt, wenn er seine Kinder verlor.“

Den größten Teil seiner Schaffensjahre hatte Böcklin wie seine Künstlerfreunde Anselm Feuerbach und Hans von Marées in Italien verbracht. „Der Sommertag“ entstand 1881 in Florenz, im gleichen Jahr wie die erste Fassung seines wohl berühmtesten Gemäldes „Die Toteninsel“. In dieser Schaffensphase begann der Künstler die Suggestionskraft seiner Bilder zu steigern: indem er leuchtende, kontrastreiche Farben verwendete und die formalen, bildnerischen Mittel reduzierte.

Hier betont er mittels der Spiegelung der Bäume im Wasser die Senkrechte. Die Strahlkraft der Blautöne steigert er durch den intensiven Kontrast zu den dunklen Grüntönen. Hell heben sich davor die zarten, nur schemenhaft ausgeführten Kindergestalten ab. Geschlechtslos und ohne jegliche individuelle Züge, verstärken sie den melancholischen Stimmungsgehalt der Szenerie.

Mit seinem Anspruch, seelische Befindlichkeiten zu visualisieren, avancierte Arnold Böcklin zu einem der wichtigsten Vorläufer des Symbolismus.

Material & Technik
Öl auf Mahagoniholz
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
1881
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2534
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