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#234

Piazza d'Erbe in Verona

Menzel, Adolph von (1815-1905) | Maler

02:37

Aus dem quirligen Gewimmel sprudeln die Geschichten nur so hervor – Geschichten aus dem Marktleben, das sich um den Marienbrunnen auf der Piazza d‘Erbe in Verona ereignet. Wo fängt man an? Ganz vorne bei den Pflasterarbeitern? Oder gleich links daneben bei den balgenden Jungs? Sie bitten das gut gekleidete Touristenehepaar dahinter um einen Obolus. Und von diesem Paar wiederum ist es nicht weit zu den Vogelhändlern, die ihre flatternden Tiere an den langen Stäben nur mühevoll im Zaum halten können – und so geht es in einem fort. Kuratorin Heike Biedermann beschreibt es so:

„Dieses Bild lässt sich gar nicht so ohne Weiteres schnell erschließen, man geht auf dem Bild quasi spazieren und entdeckt die verschiedensten Episoden.“

Auf einem solchen Spaziergang durch das Gewimmel im Wechselspiel von Licht und Schatten findet der Blick erst etwas Ruhe vor den Hausfassaden um die Straßenflucht im Hintergrund. Mit dem schmalen, hell strahlenden Himmelsstreifen über der Via Palliciana setzt Adolph Menzel abschließend einen markanten Akzent.

1884 stellte Menzel die Komposition in seinem Berliner Atelier fertig. Damit begonnen hatte er schon lange zuvor: In unzähligen Skizzen hatte der Maler die Menschenmengen auf der Piazza in Verona vor Ort studiert. Es war das letzte Großformat jenes preußischen Vorzeigemalers, der nicht zuletzt wegen seiner historisierenden Darstellungen von Friedrich dem Großen vor allem in Deutschland bekannt wurde.

Sein elementarer Drang, das Gesehene bildnerisch festzuhalten, ließ ihn sein Leben lang unablässig zeichnen. Das führte zu einer enormen Produktivität und Vielfältigkeit als Maler, Zeichner und Grafiker. Schon zu Lebzeiten hochgeehrt, gilt er heute als der bedeutendste Realist des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Auch mit dem Gemälde „Piazza d’Erbe“ analysiert Adolph Menzel die damalige Gegenwart, wie Kuratorin Heike Biedermann erläutert:

„Es ist ja gleichsam auch ein Spiegelbild des Industriezeitalters, was so ein pulsierendes Leben hat und so eine Schnelligkeit auch, und diese Turbulenz und diese Schnelligkeit, die sich auf so einem südlichen Marktgeschehen findet, ist eigentlich auch ein Spiegelbild der sich so vehement und rasant bewegenden Zeit im ausgehenden 19. Jahrhundert.“

 

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
1884
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2442
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