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#252

Roter Klang (Bildnis Ludwig Renn)

Lohse, Carl (1895-1965) | Maler
Renn, Ludwig (1889-1979) | Dargestellte Person

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"Roter Klang": So hat der Maler Carl Lohse dieses ausdrucksvolle Bildnis genannt. Die Komposition ist verwegen: Lohse setzt einfach große Farbflächen nebeneinander. Das Gesicht des jungen Mannes modelliert er grob mit breiten Pinselstrichen in leuchtendem Rot; die Brillengläser malt er im Kontrast dazu in schrillem Grün.

Den eleganten jungen Mann hatte Lohse im sächsischen Bischofswerda kennengelernt. Arnold Vieth von Golßenau gehörte zum Freundeskreis jener Familie, bei der Lohse seit 1919 zu Gast war und die den mittellosen Künstler finanziell unterstützte. Der Adlige, im Ersten Weltkrieg Offizier und Kompanieführer, studierte damals Jura, aber auch Kunstgeschichte; er sollte sich bald darauf als Kunsthändler betätigen und wurde unter dem Pseudonym Ludwig Renn als Schriftsteller bekannt. Lohse empfand ihn seinerzeit offenbar als temperamentvoll und malte das Gesicht vielleicht auch deshalb in feurigem Rot.

Das längliche Antlitz mit den vorstehenden Wangenknochen muss Lohse sehr fasziniert haben, denn er schuf den Kopf auch als weiße Gipsplastik. Eine höchst ungewöhnliche Arbeit, meint die Kuratorin Birgit Dalbajewa:

„man muss sich das vorstellen, die Hände des Bildhauers in dem feuchten Gips, das Auge ist eine Öffnung, wie es überhaupt nicht üblich ist in der Plastik, die Ohröffnung ist eine tiefe Windung hinein gewissermaßen in die Innereien des Kopfes, die einzelnen Fetzen der Haare, die Stirnwulst, die Ohren stehen von dieser Gesamtform so ab: ein so bewegtes Bildnis, die Lippen flattern geradezu, und in dieser Größe, das gibt es in der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts kein zweites Mal.“

 

 

Material & Technik
Öl auf Pappe
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
1919
Inventarnummer
Inv.-Nr. 79/31
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