QR-Code

#255

Mädchen mit Pelz

Lachnit, Wilhelm (1899-1962) | Maler

01:50

Der Dresdner Wilhelm Lachnit zählt zu den Künstlern der Neuen Sachlichkeit – Maler, die die soziale Wirklichkeit nüchtern und unverbrämt darstellen wollten. 1926 hat er diese junge Frau im Pelz porträtiert. Mit ihren kurzen Haaren entspricht sie der "Neuen Frau" der Zwanziger Jahre, die erstmals ihr Leben selbst bestimmte, die studieren und neue Berufe ergreifen konnte. Lachnits Modell, so die Kuratorin Birgit Dalbajewa, war eine Künstlerkollegin, die Fotografin Maria Tokewa,

"die vielleicht in seinem Atelier sogar einen alten Pelz, wie man ihn oft hatte in Ateliers, wo man Pelzmalen üben musste, übergestülpt hatte, weil es vielleicht kalt war im Atelier, die Künstler waren wirklich nicht sehr bemittelt finanziell."

Die ernste, junge Frau in dem voluminösen Pelz, der eigentlich zu groß für sie ist – ein reizvolles Motiv, das überdies an die Alten Meister erinnert. Wie viele Künstler der Neuen Sachlichkeit orientierte sich auch Lachnit an ihren Werken. Das "Mädchen mit Pelz" ist, wenn man so will, das "Remake" eines rund 400 Jahre älteren Gemäldes von Hans Holbein dem Jüngeren, das Lachnit aus der Dresdner Galerie der Alten Meister kannte. Holbein zeigt dort einen vornehmen Herrn in einer Pelzweste vor einem Hintergrund aus grünschimmerndem Samt:

"Also dieser Klang: Pelz vor einem Dunkelgrün und ein leuchtendes helles Inkarnat, eine Hautfarbe dazwischen, das ist eine Idee von Alten Meistern. Man muss sich das ja nicht so vorstellen, dass ein Bild 1 zu 1 rezipiert worden ist. Aber so einen Farbklang, der in der Malerei der Alten Meister so bekannt war, der wird aufgenommen und wird in einem so modernen Bild der 20er Jahre verarbeitet."

Vergleichsbild: Hans Holbein d. J., Charles de Solier, Sieur de Morette

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
1925/26
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2614
0:00