QR-Code

#278

Maler mit Fäustling

Baselitz, Georg (1938-) | Künstler
Gercken, Günther (1931-) | Sammler

02:01

Leicht gebeugt, mit einem weißen Handschuh, steht ein Mann in einer dunklen Umgebung. Tiefe Furchen bestimmen das Gesicht mit den schwarzen Augenhöhlen, es scheint wie aus Holz geschnitzt. Irrt hier ein Blinder durch die Nacht? Und warum sehen wir ihn auf dem Kopf?

Das Gemälde stammt von Georg Baselitz. 1969, im Alter von 31 Jahren, beschloss der gebürtige Sachse, die Motive seiner Bilder fortan kopfüber zu malen, ausnahmslos – eine Entscheidung, für die er später berühmt werden sollte. Schon immer ging er seinen eigenen Weg: Anders als viele Kollegen arbeitet Baselitz nie abstrakt, sondern stets figürlich und gegenstandsbezogen. Zugleich ist seine Malweise betont gestisch und expressiv, wie es auch in der abstrakten Malerei Usus ist. Dabei entstehen verformte, verzerrte Figuren. Und Baselitz malt die Dinge auf dem Kopf, denn das erfordert ein genaueres Hinschauen: Das Wesen seiner Motive kann er so noch gründlicher untersuchen.

Der gebeugte Mann geht übrigens zurück auf ein Selbstbildnis des Norwegers Edward Munch, dessen Werk Baselitz sehr schätzt. Doch während bei Munch nächtliche Visionen, Todesahnungen und Lebenskrisen zum Ausdruck kommen, macht Baselitz seine Leinwand zum Schauplatz eines Ringens um das eigene künstlerische Sein. Durch den aggressiven Pinselstrich wird der Malprozess sichtbar und für uns nachvollziehbar. Kurator Mathias Wagner meint, dies sei ein Ausdruck…:

„…von künstlerischer und vielleicht auch von existenzieller Selbstbehauptung. Im Akt des Malens artikuliert sich die Vitalität des Malers, sein Lebenswille, aber vielleicht eben auch seine Verletzlichkeit.“

 

 

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
1982
Inventarnummer
Leih-Nr. L 431
0:00