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#299

Ausstellungsliege

Condorelli, Céline (1974-) | Künstler

02:16

Bänke im Museum sind normalerweise eines: unauffällig. Nichts soll die Kunst beeinträchtigen. So war das auch im Albertinum, bis Céline Condorelli die Einladung zur „Intervention“ bekam. Sie recherchierte, suchte im Depot, fragte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ausrangierten Stücken und verwandelte schließlich sechs unterschiedliche Bänke in Kunstwerke, die nun seit 2019 selbstbewusst im Raum stehen. Das siebte Sitzmöbel entwarf sie selbst: die Stahlrohrkonstruktion „Spatial Composition 12“ – ein Hybrid aus Skulptur und Liegestühlen.

Sie dürfen auf allen Bänken gerne Platz nehmen, entspannt die Werke an der Wand betrachten und Sie dürfen sich auch unterhalten. Das Albertinum ist keine „heilige Halle für die Kunst“, es versteht sich als Ort der Begegnung und des Austausches. Dafür steht das Werk der 1974 in Paris geborenen Künstlerin.

Das verbindende Element ist der Stoff, mit dem Céline Condorelli alle Bänke und Sitzkissen bezogen hat. Er ist von afrikanischen Waxprints inspiriert. So nennt man die gemusterten Stoffe in kräftigen Farben, die an handgefertigte Batikstoffe erinnern, heute aber industriell hergestellt werden, vor allem für Kleider. Sie werden oft mit Afrika in Verbindung gebracht, wobei sie dort nur durch koloniale Verflechtungen heimisch wurden. Céline Condorelli zitiert in dem Rosa ihres Stoffes die Wandfarben historischer Ausstellungsräume. Der Mond steht für den ewigen Zyklus. Die Künstlerin nimmt damit Bezug auf Caspar David Friedrichs „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“, ein Hauptwerk im Albertinum. Condorelli schlägt also einen weiten Bogen durch Zeiten und Kulturen – auch um zu zeigen, dass ein Ausstellungsraum nie neutral sein kann, sondern immer von historischen und aktuellen Bedingungen beeinflusst wird.

 

Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
2019
Inventarnummer
Inv.-Nr. 2019/03
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