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Über den ursprünglichen Kontext dieser kleinen Silbervase liegen bedauerliche keine Informationen vor. Sie wurde 1893 vom Antiquar Müller in Dresden für den stattlichen Preis von 60 Mark erworben. Laut Kaufdokument sei sie um 1800 entstanden. Eine Provenienz ist jedoch nicht angegeben. Einer der Stempel auf der quadratischen Plinthe ist die Beschaumarke. Sie stellt gekreuzte Schwerter dar, was für eine sächsische Herstellung spricht. Die Meistermarke ‚I. C V‘ lässt sich vorerst nicht auflösen.

Der unbekannte Silberschmied ließ sich von antiken Vorbildern inspirieren, ohne dabei ein bestimmtes Gefäß zu imitieren: Die markanten Ohrenhenkel erinnern beispielsweise an die als Kantharos bezeichnete Trinkschale, während der kannelierte, eiförmige Bauch eher nolanische Amphoren aufgreift. Ein derartig kreativer Umgang mit der antiken Formensprache bei gleichzeitiger Verwendung edler Materialien ist typisch für den Klassizismus, wie auch das nebenstehende Salzgefäß veranschaulicht.

Es ist wahrscheinlich, dass die silberne Urnenvase Teil eines Konvoluts war, das eine festliche Tafel oder einen Altartisch schmückte. Die Funktion des krönenden Ornaments, das einem Kerzenhalter ähnelt, kann nicht abschließend geklärt werden. Denkbar wäre, dass es zum Durchstecken eines kleinen Blumenstraußes diente.

Text: Alexander Röstel

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