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Diese Ohrringe wurden bereits 1881, nur fünf Jahre nach Gründung des Kunstgewerbemuseums angekauft. In einem Inventarbuch aus dieser Zeit findet sich nach einer kurzen Beschreibung auch die Information, dass die Stücke „angeblich in Pompey [sic.] gefunden“ worden waren. Schon der Verfasser des Inventars schien jedoch Zweifel an dieser Provenienz gehabt zu haben. In der Tat ist heute mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass es sich bei den Ohrringen um Nachahmungen aus dem 19. Jahrhundert handelt, die nicht notwendigerweise als Fälschungen gedacht waren, sondern von vornherein als modisches Accessoire für einen kaufkräftigen und antikenbegeisterten Kundenkreis.

Die Rezeption antiken Schmucks setzte bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert ein und wurde im 19. Jahrhundert immer wieder aufgegriffen. Als sich die Damenmode im Zuge des Klassizismus zunehmend an den fließenden, den Körper umspielenden Gewändern der Antike orientierte, musste auch der Schmuck entsprechend angepasst werden.

Auch wenn die konkreten Vorbilder bislang nicht ermittelt werden konnten, ist davon auszugehen, dass dem unbekannten Goldschmied Fundstücke von archäologischen Ausgrabungen bekannt waren. Anhänger in der Form von Amphoren sind sehr typisch für antiken Goldschmuck. Ein angeblich in Ägypten zusammen mit einem Armreif aufgefundenes Exemplar, das heute am British Museum in London bewahrt wird, kombiniert die Amphore ebenfalls mit einer verzierten Scheibenform.

Text: Alexander Röstel

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