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Kopie des Gemäldes „Madame Récamier“ von François Gérard

Bei dieser Miniaturmalerei handelt es sich um eine leicht veränderte Kopie nach dem bekannten Gemälde der „Madame Récamier“ (1805) des französischen Malers François Gérard (1770-1837), das heute am Musée Carnavalet in Paris bewahrt wird. Das Original zeigt die für ihre außerordentliche Schönheit gerühmte Juliette Récamier (1777-1849), die über viele Jahre einen Salon unterhielt, in dem sich die wichtigsten Intellektuellen ihrer Zeit trafen. Auch in Fragen des guten Geschmacks avancierte sie zu einer führenden Persönlichkeit, der es immer wieder gelang, Akzente zu setzen, die in ganz Europa wahrgenommen wurden. Ihr Name steht geradezu synonym für die Mode und Inneneinrichtung des französischen Klassizismus, insbesondere für ein Sitzmöbel, in dem sie der französische Maler Jacques-Louis David 1800 dargestellt hatte: die Récamière.

Auch in Deutschland sorgte Madame Récamier für Aufsehen. Legendär wurde ihre Beziehung zu Prinz August von Preußen (1779-1843), der um ihre Hand anhielt, sich schließlich jedoch mit dem Porträt von Gérard begnügen musste, welches er würdevoll in seinem Palais in der Wilhelmstraße in Berlin ausstellte. Dort könnte es der Maler der vorliegenden Miniatur gesehen haben, wobei auch denkbar wäre, dass ihm eine der vielen Kopien, die aufgrund der Bekanntheit des Gemäldes und der darauf dargestellten angefertigt wurden, vorlag. Für die These einer druckgrafischen Kopie sprechen die zahlreichen Unterschiede in der Farbgebung, beispielsweise beim Schal, Vorhang und Sitzpolster.

Der deutlichste Unterschied besteht jedoch bei der Dargestellten selbst. Eine Bleistiftnotiz auf der Rückseite weist sie als Wilhelmine von Colloredo-Mannsfeld (1826-1898) aus. Zeitgenössische Porträts der Gräfin bestätigen diese Identifikation. Der Bezug zum Porträt der Madame Récamier wird dadurch noch interessanter, denn obwohl sie zum Zeitpunkt der wahrscheinlichen Entstehung der Miniatur noch lebte, lagen die Tage, in denen sie als umworbene Gastgeberin auftrat, deutlich hinter ihr. Ihr Ruf scheint jedoch überdauert zu haben. Zumindest ihr Porträt von Gérard galt auch weiterhin als eine Referenz für die Darstellung einer anmutigen Dame, die mit ihrer Umgebung – eine zum Garten hin geöffnete Loggia im Stil der Renaissance – eine Symbiose eingeht.

Text: Alexander Röstel

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