Das runde Bildnis ist als Eisenkunstguss ausgeführt, eine Technik, die im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts einen rasanten Aufstieg erlebte. Das durch einen schwarzen Leinölfirnis veredelte und geschützte Material kam den ästhetischen Vorlieben des Klassizismus für klare Formen und monochrome Flächen entgegen. Insbesondere Josiah Wedgwood hatte mit der black basalt ware die Wertschätzung für schwarze Porträtreliefs steigen lassen. Ebenso wie Wedgwoods Keramik war mit Eisen eine Produktion in hoher Stückzahl und zu einem Preis möglich, die es für das Bürgertum erschwinglich machte.
In Sachsen schuf die Eisenhütte in Lauchhammer bereits in den ausgehenden 1780er Jahren Nachgüsse berühmter antiker Skulpturen wie beispielsweise die Herkulanerinnen oder den Apoll von Belvedere. In Preußen zog man in den ausgehenden 1790er Jahren nach und verlegte den Schwerpunkt der Eisenkunstgussproduktion in den Bereich der Kleinskulptur und des Kunstgewerblichen, wie beispielsweise Dekorgefäße, Kerzenleuchter, Potpourrivasen und Briefbeschwerer. Auch äußerst filigraner Schmuck wurde gefertigt. Als „fer de Berlin“ (Berliner Eisen) waren diese Objekte bald in ganz Europa begehrt.
Das hier ausgestellte Reliefportrait, dessen Fertigungsort bisher nicht bekannt ist, erinnert an Darstellungen der Luise von Preußen, die vorbildhaft für die Mode und den Geschmack ihrer Zeit war. Der Kunstbildhauer Leonhard Posch, der das Eisengussverfahren perfektionierte, fertigte eine Reihe ähnlicher Profilporträts der Königin an, die nahelegen, dass auch das Dresdner Stück aus seiner Werkstatt stammt. Es zeigt eine Dame in aufwendigem, spitzenbesetztem Empire-Gewand. Das Haupt, das in klassizistischer Manier frisiert ist, wird durch ein Diadem geziert. Um den Hals trägt sie eine große Kette im antikisierenden Stil. In der äußerst detailreichen Darstellung des Spitzenkragens, der Haartracht sowie der Schmuckstücke brilliert der Eisenkunstguss.
Text: Alexander Röstel