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Bei diesem kostbaren und gut erhaltenen Textil handelt es sich um eine Damastserviette, die zur gehobenen Tischkultur gehörte. Dank der in der linken unteren Ecke eingestickten Jahreszahl ist eine Datierung auf 1804 möglich. Es war die Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August III., dessen Monogramm – F.A. – im Rand eingewebt ist. Unter seiner langen Regentschaft brach sich der Klassizismus in Sachsen Bahn. Die Serviette legt davon ein eindrucksvolles Zeugnis ab.

Im Zentrum der Komposition befindet sich sein Wappenschild mit den gekreuzten Kurschwertern und dem Rautenkranz, darüber der Kurhut. Dominiert wird die Anlage jedoch vom rahmenden Beiwerk. Der das Wappen begrenzende Blätterrand erinnert an die als Laufender Hund bezeichnete Friesform, die seit der Antike verwendet wurde und im Klassizismus verstärkt wiederauftaucht. Um den Blätterrand herum winden sich zarte Voluten aus Akanthusblättern, die an den Ecken und mittig Blütenkränze ausbilden. Darauf folgt ein weiterer Blätterrand, der wiederum von einer Mäanderbordüre eingefasst wird.

Gefertigt wurde diese Serviette in Großschönau. Der kleine Ort bei Zittau in der Oberlausitz war seit der Mitte des 17. Jahrhundert ein Zentrum der Damastproduktion. Die dort von Handwebstühlen aus Leinen und Seide hergestellten Luxuswaren erfreuten sich – ähnlich wie das Porzellan aus Meissen – weit über die Landesgrenzen hinaus großer Beliebtheit. Der Name des Gewebes leitet sich von der syrischen Stadt Damaskus ab und ist gekennzeichnet durch die Abwechslung von kett- und schusssichtigen Partien, die – wie bei der vorliegenden Serviette – sowohl figürliche Darstellungen als auch schmückende Ornamente möglich machten.

Text: Alexander Röstel

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