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Bei diesem bronzenen Tafelaufsatz handelt es sich um eine sogenannte Athénienne. Sie erfreute sich insbesondere im französischen Klassizismus großer Beliebtheit und zierte – oft paarweise – fürstliche Tafeln. Die Schale mit ihrer vergoldeten Eierstabkante diente dabei wahlweise zur Aufbewahrung von Räucherware oder von Flüssigkeiten.
Die Form des Tafelaufsatzes ist einem antiken Dreifuß entlehnt. Die dekorativen Elemente bezeugen – wie schon der Tafelaufsatz aus Meißener Porzellan – das gesteigerte Interesse an der Formensprache des Alten Ägyptens. Geflügelte Sphingen auf Löwenfüßen tragen eine dreieckige, geschwungene Stele, auf die verschiedene Ornamente appliziert sind, darunter neben Rankenmotiven einmal mehr geflügelte Sphingen. Die Stele mündet in einem Kapitell, dem – ähnlich wie in der klassischen Architektur – eine Art Gebälk folgt, auf dem die Schale aufliegt.
Über den ursprünglichen Besitzer des Tafelaufsatzes liegen bedauerlicherweise keine Informationen vor. Er wurde 1912 für den stattlichen Preis von 600 Mark aus dem Dresdner Kunsthandel für das Museum erworben. Vergleichbare Stücke haben sich in Privatbesitz erhalten. Ob sie gemeinsam mit unserem Tafelaufsatz Teil eines größeren Auftrags waren, muss vorerst offenbleiben. Ein im Juli 2005 bei Christie’s versteigertes Exemplar aus der Champalimaud Collection deutet auf eine serielle Produktion hin. Interessant ist, dass sich in diesem Fall sogar der originale Deckel erhalten hat. Dessen durchbrochene Rankenornamente legen die Funktion des Tafelaufsatzes als Räuchergefäß, oder brûle parfum nah. Die stehende weibliche Figur mit brennenden Fackeln in den Händen, die sowohl in diesem als auch in unserem Exemplar auf allen drei Seiten der Stele dargestellt ist, bestätigen diese Vermutung.
Der Entwurf der Athénienne geht auf die berühmten französischen Architekturen Charles Percier (1764-1838) und Pierre François Léonard Fontaine (1762-1853) zurück. In ihrem 1801-1812 veröffentlichten Recueil de Décorations Intérieures bildeten sie neben vielen weiteren Objekten einen „in Sankt Petersburg ausgeführten“, kunstvoll gestalteten Tisch für einen „Graf S.“ ab, der bis in die kleinsten Details mit dem vorliegenden Tafelaufsatz vergleichbar ist. Für die Ausführung nach den beliebten Vorlagen von Percier und Fontaine kommt der französische Bildhauer Pierre-Philippe Thomire (1751-1843) in Betracht. Als erster bronzier seiner Zeit schuf er einige der vollendetsten Objekte des Empire. Sie zierten fortan die Appartements zahlreicher europäischer Königshäuser. Auffällig sind die hohe Qualität der plastischen Modellierung und die spannungsreiche Abwechslung vergoldeter und patinierter Oberflächen.
Text: Alexander Röstel