Weitere Medien
Die in dieser Vitrine versammelten Objekte vermitteln einen repräsentativen Eindruck von den vielfältigen Waren, mit denen die berühmte neapolitanische Keramikmanufaktur Giustiniani in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts antikenbegeisterte Italienreisende versorgte. Ausgestellt sind neben Tellern, Tassen und Henkelschalen auch Kultgefäße, die zumeist in Schwarz und Rotbraun mit mythologischen Szenen oder Ornamenten bemalt sind.
Ihren Ursprung hatte die Manufaktur mit Nicola Giustiniani (1736-1815), Spross einer in Kampanien in der Keramikherstellung tätigen Dynastie, die sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Sein Unternehmergeist und Erfindungsreichtum, der ihm den Beinamen „belpensiero“ einbrachte, lässt sich mit dem etwa gleichaltrigen Josaiah Wedgewood vergleichen. Beide erkannten das Potential der Kultur der Antike für das zeitgenössische Kunstgewerbe. Im Fall von Giustiniani waren die archäologischen Ausgrabungen in den nahegelegenen Ortschaften Pompeji und Herculaneum von besonderer Bedeutung. Die dort aufgefundenen antiken Vasen, insbesondere diejenigen im Besitz des britischen Diplomaten Sir William Hamilton, lösten – nicht zuletzt aufgrund ihrer reich bebilderten Publikation – europaweites Interesse aus.
Biagio Giustiniani, der die Geschicke der Firma nach dem Tod seines Großvaters fortführte, verlagerte die Produktion in die Via Marina in Neapel und konzentrierte sich auf die Herstellung von Keramiken nach Vorbild pompejanischer Fundstücke. In der Hochphase konnte seine Manufaktur durchaus mit der des berühmten Porzellans von Capodimonte konkurrieren. Nach Biagios Tod setzte jedoch ihr allmählicher Niedergang ein, der in Insolvenzen und Neugründungen mündete. Der Firmensitz, dessen Fassade er mit ägyptisierenden Reliefs ausgestaltet hatte, ging beim Bombardement Neapels im Zweiten Weltkrieg verloren.
Die hier ausgestellten Objekte stammen aus der Blütezeit der Manufaktur. Sie alle tragen das schwarze Siegel Ferdinands II. mit dem Wappen beider Sizilien, was eine Datierung zwischen 1830 und 1859, der Regierungszeit des Königs, erlaubt. Darüber hinaus findet sich die Unterschrift der für das Altertum und die schönen Künste zuständigen Kommission, die die Qualität der ausgeführten Waren bestätigt. Die Eintragung der Standortnummer der Porzellansammlung geht auf Gustav Friedrich Klemm (1802-1867) zurück, der gemeinsam mit dem Prinzen Johann von Sachsen durch Italien, unter anderem nach Neapel reiste. Es wird vermutet, dass die Objekte im Rahmen dieser Reise erworben worden sind, eventuell sogar als diplomatisches Geschenk. Die Verbindungen zwischen Dresden und Neapel waren spätestens mit der Hochzeit zwischen Maria Amalia von Sachsen und Karl III. von Spanien sehr eng. In dieser Zeit hielt Johann Joachim Winckelmann den sächsischen Hof zu den Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum auf dem Laufenden.
Text: Alexander Röstel