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Mikromosaike

Der Begriff ‚Mikromosaik‘, der zur Beschreibung der hier ausgestellten Schmuckstücke geeignet ist, wurde durch den bedeutenden englischen Sammler Sir Arthur Gilbert (1913-2001) geprägt. Im Laufe seines langen Lebens gelang es ihm, die mit Abstand bedeutendste Sammlung derartiger Objekte weltweit aufzubauen. Nach ihm und seiner Frau Rosalind benannt, wird sie heute am Victoria & Albert Museum in London aufbewahrt. Sie bietet zahlreiche Parallelen zu den hier dargestellten Motiven.

Die Technik des Mikromosaiks, bei der kleinste Glas- oder Emaille-Kacheln zusammengefügt werden, war schon in der Antike für ihre deutlich höhere Beständigkeit gegenüber der klassischen Tafel- und Wandmalerei geschätzt. Nicht zufällig avancierte Rom zu einem der wichtigsten Produktionsstandorte. Mosaike zieren die Schiffe und Apsiden zahlreicher mittelalterlicher Kirchen. Im ausgehenden 16. Jahrhundert richtete man im Vatikan eine Werkstatt, die Gemälde im Petersdom mit Mikromosaiken ersetzen sollte. Aus dieser Tradition entwickelte sich in der Blütezeit der Grand Tour eine eigens auf den Tourismus ausgerichtete Produktion. Der Zeitpunkt der größten internationalen Verbreitung, in den auch die Fertigung der hier versammelten Stücke fällt, ist das späte 18. und frühe 19. Jahrhundert. Aufgrund der hohen Nachfrage existierten 1810 bereits über 20 zusätzliche private Werkstätten, die meisten von ihnen im Viertel um die Spanische Treppe herum konzentriert.

Auch wenn die vatikanische Produktion gut dokumentiert ist und einige Künstler hervortreten, ist die Autorschaft bei der Bewertung von Mikromosaiken nur selten ausschlaggebend. Auch Datierungen sind in den allermeisten Fällen nur schätzungsweise möglich. Was zählt, ist die Feinheit der Ausführung und die Komplexität des Motivs. Es darf als wenig überraschend gelten, dass die beliebtesten touristischen Destinationen auch die verbreitetsten Motive für Mikromosaike sind. Die zwei golden gerahmten Broschen stellen beispielsweise den großen Wasserfall von Tivoli – spätestens seit Goethes Italienreise ein beliebtes Ausflugsziel – und das Pantheon dar, das am vollständigsten erhaltene antike Bauwerk in Rom. Der kreuzförmige Anhänger zeigt – zusätzlich zum Pantheon – drei weitere bedeutende antike Stätten: den Tempel des Hercules Victor, das Forum Romanum sowie das Kolosseum. Bei den beiden Objekten mit Amphoren handelt es sich um Schmuckplättchen für Ringe: direkte Vergleichsbeispiele werden am Victoria & Albert Museum bewahrt.

Text: Alexander Röstel

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