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Über die Funktion und den ursprünglichen Kontext dieses Miniaturmöbels liegen bedauerlicherweise keine Informationen vor. Ob es sich um eine Sitzgelegenheit für ein Kleinkind oder ein Haustier handelte, muss daher zunächst offenbleiben. Es gelangte nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Zuge der Bodenreform ans Kunstgewerbemuseum. Welchen Haushalt es einst komplementierte, ist unbekannt.

Auch über die Datierung herrscht weiterhin Uneinigkeit. Zunächst dem Klassizismus zugeordnet und ins späte 18. Jahrhundert datiert, wird heute von einer deutlich späteren Entstehung ausgegangen. Die Argumente auf beiden Seiten empfehlen das Sitzmöbel für die Integration innerhalb dieser Ausstellung. Die balusterförmigen Beine, die zusätzlich kanneliert sind, erinnern an antike Säulenschäfte. Statt Gebälk tragen sie den gepolsterten Korpus, der mit einer fein gearbeiteten Zierleiste und Rosetten akzentuiert ist. Den Abschluss der Rückenlehne bilden zu beiden Seiten Voluten aus Akanthusblättern. Ähnliche Motive finden sich in der Tat in zahlreichen der hier ausgestellten Objekte aus der Frühzeit des Klassizismus. Die originale Polsterung und Details in der Ausarbeitung deuten jedoch auf eine Ausführung im späten 19. Jahrhundert. Das Sitzbänkchen wäre in diesem Fall ein Paradebeispiel für das Fortleben klassizistischer Gestaltungsprinzipien im Historismus.

Text: Alexander Röstel

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