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Ebenso wie die beiden Schals zu Ihrer Rechten stammen diese vier sogenannten Washi-Tapes aus dem Studio des britischen Architekten und Designers Sam Jacob. Für den vergleichsweise geringen Kaufpreis von £15 in dessen Online-Shop erhältlich (Stand: Juli 2022), sind diese Ornamentbänder vielseitig einsetzbar. Gedacht sind sie, um Dekor schnell und einfach in die eigenen vier Wände zu integrieren. Die Unterseite enthält eine abziehbare Klebefläche, die es ermöglicht, das 10 Meter lange Tape auf alle möglichen Oberflächen aufzutragen, darunter auch Bücher und Einrichtungsgegenstände.

Bei dem grüngelben Ornament handelt es sich – wie schon beim Schal – um einen Perlstab, der im Verlauf dieser Ausstellung schon mehrfach aufgetaucht ist. Statt geschnitzt als Zierleiste von Möbeln, Gesimsen oder Schmuckobjekten, ist er hier lediglich aufgedruckt. Über den Ursprung des Perlstabs ist viel diskutiert worden. Laut einer gängigen These geht er auf das Drechselhandwerk im antiken Griechenland zurück. Spätestens im 6. Jahrhundert vor Christus ist er nachweisbar und fortan bis nach Persien, Ägypten und Indien zu verfolgen.

Die farbigen Ornamentbänder machen deutlich, dass der Klassizismus trotz aller gestalterischen Möglichkeiten kaum an Aktualität eingebüßt hat und unseren Lebensalltag bis heute begleitet, sei es im eigenen Haushalt oder dem urbanen Umfeld. Ob bewusst oder unbewusst, regt Jacob die Frage an, was notwendig ist, um Klassizismus zu erzeugen: Genügt ein einfaches Klebeband? Von seinen Ursprüngen im ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart sind Künstler*innen und Architekt*innen dieser Frage nachgegangen. Jacob liefert in dieser Tradition der Auseinandersetzung mit der Formensprache der Antike womöglich den einfachsten und plakativsten Ansatz.

Text: Alexander Röstel

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