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Marema

Ähnlich wie der Loos-Tower zu Ihrer Rechten, die Vasen von Romina Gris auf dem Vitrinenschrank gegenüber oder Sam Jacobs Schal direkt daneben, unterstreicht auch dieses Objekt die ungebrochene Faszination der klassischen Säulenordnungen für die Gestaltung der Moderne. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass es sich bei dem kannelierten Säulenstumpf um eine ineinander gesteckte Tischgruppe handelt; stapelt man die vier Tische von unterschiedlicher Höhe aufeinander, wird die Säulenform deutlicher erkennbar. Entworfen hat sie Gianfranco Frattini (1926-2004), einer der führenden italienischen Architekten und Designer der 1950er und 1960er Jahre.

Im Jahr 1954 begann Frattinis fruchtbare Zusammenarbeit mit dem berühmten, in Mailand ansässigen Möbelhersteller Cassina, mit dem auch Le Corbusier, Gerrit Rietveld und Frank Lloyd Wright zusammenarbeiteten. 1927 von den Gebrüdern Cesare und Umberto Cassina gegründet, spezialisierte sich die Manufaktur zunächst auf maßgefertigte Inneneinrichtungen von höchster Qualität. Erst im Laufe der 1950er Jahre und aufgrund einer gesteigerten Nachfrage vollzog sich der Wandel zu massengefertigten Produkten für eine breitere Käuferschaft. Der Entwurf für die preisgekrönte Tischgruppe Marema geht auf das Jahr 1967 zurück. Sie wird bis heute dank Lizenzvereinbarungen erfolgreich nachproduziert. Inzwischen gehört Cassina jedoch zur Firma Poltrona Frau, die seit 2014 von der amerikanischen Haworth-Gruppe kontrolliert wird. Auch Poltrona Frau dokumentiert den Übergang von der Herstellung hochwertiger Luxusmöbel zum Industriedesign anhand der eigenen Firmengeschichte.  

Kennzeichen für diesen Übergang, der anhand des Rundgangs durch die Kaiserzimmer erfahrbar wird, ist das verwendete Material. Edle Hölzer und aufwendig bearbeitete Oberflächen, wie noch in den ersten Räumen zu sehen, werden zunehmend von günstigeren Alternativen, in diesem Fall Plastik ersetzt. Ähnlich wie bei einer Säule eines echten antiken Tempels ist auch das Tischset Umwelteinflüssen ausgesetzt, die zu Veränderungen, in diesem Fall dem Nachdunkeln beitragen. Die ursprüngliche Farbigkeit hätte sich noch stärker an Marmor oder glasierter Keramik orientiert.

Text: Alexander Röstel

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