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#959

Knabe und Lilie

Zwintscher, Oskar (1870-1916) | Maler

Das Bild eines Jünglings gewann über das in der Antike so beliebte Motiv hinaus um 1900 neue Bedeutung, sowohl im Rahmen eines dekadenten Ästhetizismus als auch in der Lebensreform. Adoleszenz und Heranwachsen waren wichtige Metaphern auch im Zuge einer sich wandelnden, weniger strengen Sexualmoral der Zeit. Der Knabe, so schrieb ein Kritiker 1904, „spielt mit einer blauvioletten Irisblüte, als wolle er, ein Schillernder zwischen Mann und Weib, die schimmernde Blume nach den großen Geheimnissen fragen, denen er entgegenreift.“

Vertieft in die Betrachtung der Blüte, richtet der Knabe seine ganze Aufmerksamkeit auf die in ihr verborgenen Geheimnisse, die sinnbildlich auf die herannahende Adoleszenz und Sexualität verweisen. Gleichermaßen besticht das Werk durch ein mystisch anmutendes Kolorit, welches in der gezielten Lichtführung und den Hell-Dunkel-Effekten eindrücklich insziniert wird.

In seiner ungewöhnlichen Verbindung von Klassischem und Symbolischem steht "Knabe und Lilie" für den Aufbruchswillen junger Künstler in der sächsischen Residenzstadt um 1900, die jedoch die Tradition der Antike und der Alten Meister nicht außer Acht ließen.

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
1904
Inventarnummer
Gal.-Nr. 3033
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