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Bildnis des Bruders des Künstlers, Komponist Rudolf Zwintscher

Zwintscher, Oskar (1870-1916) | Maler
Zwintscher, Rudolf (1871-1946) | Dargestellte Person

Die Brüder Zwintscher stammten aus einer Musikerfamilie. Der Vater Bruno Zwintscher war Klavierpädagoge, hatte ab 1856 am Königlichen Konservatorium der Musik zu Leipzig studiert, lehrte dort und hatte zur Technik des Klavierspiels publiziert. Rudolf Zwintscher absolvierte bis 1890 ein Klavier- und Kompositionsstudium und schlug eine erfolgreiche Laufbahn als Pianist ein. Er trat in Rom, Venedig, Paris auf, lebte längere Zeit in New York und London und komponierte u. a. Lieder, Klavier- und Kammermusikstücke, eine sinfonische Dichtung für großes Orchester sowie die Märchenoper  "Die Hummeln". Ab 1908 zog sich der Musiker nach Dresden zurück, spielte öffentlich aber noch bis 1925. Er unterrichtete Klavier, auch in Arbeiterkreisen, und war äußerst belesen sowie weltanschaulich vielfaltig orientiert. Nach 1918 wurde er Kosmopolit, Pflanzenköstler sowie überzeugter Pazifist und suchte Max Stirners Lehre des Ethischen Egoismus mit dem Gemeinschaftssinn linker Ideologien zu vereinen.

Der Bruder des Malers und Komponist Rudolf Zwintscher ist als präsente, willensstarke Persönlichkeit gezeigt.  Vor nobel getöntem, olivgrauem Hintergrund ist die Figur im – malerisch überraschend einfach und zügig ausgeführten – Abendanzug groß ins Format gesetzt: Die stufenartig bis zum Gesicht aufsteigende Linienführung über die Hände und Arme des Zurückgelehnten teilt das Bild diagonal und schafft Distanz zu den Betrachtenden. Das Schema, im beinahe quadratischen Format das Modell sitzend von der Seite zu zeigen und so die schneidende Diagonale zu betonen, fand mit James McNeill Whistlers berühmtem Porträt seiner Mutter seit 1871 Beachtung und war mit Klimts Bildnissen in der Wiener Portraitmalerei auch noch nach 1900 hochmodern.

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
1899
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2335 E
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