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#255

Mädchen mit Pelz

Lachnit, Wilhelm (1899-1962) | Maler

Auch wenn Wilhelm Lachnit kein Schüler Oskar Zwintschers gewesen ist, kann sein Gemälde "Mädchen im Pelz" dennoch als beispielhaft für die Einflüsse der Alten Meister sowie der Dresdner Künstler des Fin de Siècle auf das Schaffen der Maler der Neuen Sachlichkeit gesehen werden.

Das Gegeneinanderstellen der malerisch raffinierten Darstellung von Pelz und heller, zarter Hauttöne geht auf berühmte kunsthistorische Vorbilder zurück, darunter Tizians "Mädchen im Pelz" aus dem Kunsthistorischen Museum Wien. Ein solcher Vergleich macht schlaglichtartig die Sachlichkeit und Aktualität des Bildnisses aus den Goldenen Zwanzigern" bewusst. Die porträtierte junge Frau mit Bubikopf-Frisur im dunklen, schweren, für sie zu groß erscheinenden Pelz entspricht ganz dem Typus der "Neuen Frau". So waren 1919 an der Akademie der Künste erstmals Frauen als Studierende zugelassen worden. Lachnits Modell, die bulgarische Fotografin Maria Tokewa, war eine solche Kameradin und Kollegin. Sie ist nicht als eine mondäne Dame von Welt im teuren Pelz dargestellt. Der große, am Kragen abgeschabte, provisorisch übereinandergeschlagene Mantel ist eher ein fremd anmutendes Requisit.

Der Farbklang aus dem glänzenden, warmen Braun und dem edlen Dunkelgrün im Hintergrund lässt sich auf Holbeins berühmte Charakterdarstellung des "Charles de Solier. Sieur de Morette" aus der Dresdner Galerie Alte Meister zurückführen. Selbst der auffällige, farblich reiche Fingerring der jungen Frau ist eine Reminiszenz an den in Holbeins Werk so meisterhaft dargestellten Goldschmuck. Im Unterschied zu dem Paradeporträt wird das Modell bei Lachnit in den unteren Teil des schmalen Bildformats gesetzt. In dem modernen Bild wird dadurch Raum gelassen, individuelles Empfinden auszuloten.

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Galerie Neue Meister
Datierung
1925/26
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2614
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