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#113

Die neue Salome

Klinger, Max (1857-1920) | Bildhauer

Klingers Name verbindet sich vor allem mit seinem umfangreichen grafischen und malerischen Werk, seine dazu immer parallel entstandenen Skulpturen sind weniger bekannt geworden, obgleich er mit ihnen bereits zu Lebzeiten große Erfolge feierte. Sein vorwiegend symbolistisches Werk umfasst die populären Themen der vorletzten Jahrhundertwende: Unterbewusstsein und Traum, Kampf der Geschlechter und weibliche Erotik in Gestalt der „Femme fatale“.

Dieses Bild greift Klinger mit seiner Neudeutung der biblischen „Salome“ auf. Bei ihm wird jene Frau, die Herodes Antipas dazu brachte, ihr das Haupt des Johannes als Gegenleistung für ihren verführerischen Tanz zu liefern, zur modernen Verkörperung verderbenbringender, weiblicher Grausamkeit, geheimnisvoll und hochmütig. Die schöne junge Frau blickt mit verschränkten Armen ungerührt in die Ferne, ihre Halbfigur triumphiert über die Köpfe eines jungen und eines älteren Mannes, die von der Draperie ihres Gewandes leicht verdeckt werden.


Das Gipsmodell für die farbige Marmorausführung im Museum der bildenden Künste Leipzig wurde 1894 durch Georg Treu für die Skulpturensammlung erworben. Der Museumsdirektor mit großem Interesse an der Erneuerung antiker Polychromie in der zeitgenössischen Bildhauerei stand im intensiven Austausch mit Max Klinger. „Die neue Salome“ begründete nicht nur Klingers Ruf als Bildhauer, sie kann auch als Schlüsselwerk der farbigen Skulptur im ausgehenden 19. Jahrhundert gelten.

Material & Technik
Gips, bemalt
Museum
Skulpturensammlung
Datierung
1887/88
Inventarnummer
ZV 1269
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