Weitere Medien
Bei der "Pietà" (von der es eine weitere, verschollene Fassung gab) handelt es sich um eines der wenigen Motive Zwintschers mit dezidiert religiösem Inhalt. Dieses Bild stiftete Zwintscher 1906 der Ziegenhainer Kirche im Gedenken seines kurz zuvor verstorbenen Vaters, dessen Vater wiederum dort Pastor gewesen war.
Um 1900 bezogen sich viele Maler*innen auf berühmte Vorbilder aus der Kunstgeschichte, in diesem Fall war es das Gemälde „Der tote Christus im Grabe“ von Hans Holbein d. J. (1521/22), von dem sich auch Franz von Stuck und Arnold Böcklin inspirieren ließen. Im Unterschied zu vielen anderen Umsetzungen dieses Motives um 1900 fällt in Zwintschers "Pietà" insbesondere die individuelle Darstellung der Marienfigur ins Auge. Die Gottesmutter wird in diesem Bild als gealterte Frau dargestellt, deren Trauer im Motiv des Innehaltens und Sinnierens ausgedrückt wird. Die innige Berührung der Hände von Mutter und Sohn sowie der Verzicht auf Heiligenscheine und Kreuzsymbolik sprechen für eine eher persönlich orientierte Auslegung des christlichen Motivs, ähnlich privater Aufbahrungen im häuslichen Umfeld.