Der Torso del Belvedere ist vielleicht eine der rätselhaftesten antiken Skulpturen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Antiken wurde nie versucht, den Torso zu vervollständigen. Es ist auch gar nicht klar, wen die Skulptur ursprünglich dargestellt hat. Einen Anhaltspunkt könnte das Tierfell bieten, auf dem der Dargestellte sitzt. Ist es vielleicht der griechische Held Philoktet, der Pfeil und Bogen in seinen Händen hielt? Aufgrund eines Schlangenbisses an seinem Bein war er zeitweise gezwungen, seine Nahrung im Sitzen zu jagen.
Am Original im Vatikan befindet sich eine Inschrift, die nicht mit abgegossen wurde. Sie verrät, dass die Statue von dem Athener Bildhauer Apollonios geschaffen wurde, der im ersten Jahrhundert v. Chr. tätig war.
Trotz seines fragmentarischen Zustandes ist der Torso, der seit den 1530er-Jahren in päpstlichem Besitz ist und kurz zuvor entdeckt worden sein muss, schon früh von Künstlern als vorbildhaft erachtet worden und diente etwa Michelangelo als Modell für eigene Werke. So verwundert es nicht, dass auch Mengs einen Abguss des Torsos besessen hat. Abgüsse von Skulpturen aus päpstlichem Besitz waren übrigens nur sehr schwer zu bekommen, da nur selten eine Genehmigung zum Abformen erteilt wurde. Raimondo Ghelli, ein Gehilfe von Mengs, hatte guten Kontakt zu zwei Kardinälen, die es ihm erlaubten, sich an einer Abformungskampagne der Kunstakademie von St. Petersburg zu beteiligen und über diese u. a. einen Abguss des Torsos zu erhalten. Von diesem Abguss ließ Mengs anschließend eine Form und aus ihr mehrere Gipsabgüsse herstellen. Der ausgestellte Gipsabguss könnte zu diesen gehören.
- Material & Technik
- Gips
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- Abguss eines überlebensgroßen Marmortorsos; im 15. Jh. in Rom gefunden und heute in den Vatikanischen Museen (Inv. 1192). 1. Jh. v. Chr.; signiert von einem aus Athen stammenden Bildhauer namens Apollonios.
- Inventarnummer
- ASN 4717