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Taio Tute auf Tahiti (1)

William Hodges: The Resolution and Adventure in Matavai Bay, Tahiti (ca. 1776), National Maritime Museum, London

Als Captain Cook Tahiti 1769 erstmals ansteuerte, galt die pazifische Doppelinsel in London bereits als „befriedet“. Dafür hatte ihr britischer „Entdecker“ Samuel Wallis zwei Jahre zuvor mit dem „Massaker von Matavai“ gesorgt, bei dem über 300 widerständige Männer, aber auch Frauen und Kinder durch die Bordkanonen der britischen Fregatte Dolphin ums Leben kamen. „Sie müssen einen schrecklichen Schock erlitten haben, als sie ihre Nächsten und Freunde tot sahen“, trug der Schiffslotse George Robertson ins Logbuch der Dolphin ein. „Ich bin sicher, dass sie sie auf eine Weise in Stücke gerissen sahen, wie sie es nie zuvor für möglich gehalten hatten.“

Tatsächlich brachten die Briten die Insel mit ihren übermächtigen Feuerwaffen – die Tahitianer nannten sie „den Atem, der aus der Ferne tötet“ – als King George III. Island in ihren Besitz. Sie sorgten mit ihrer Gewalttätigkeit dafür, dass die Inselbewohner künftig englische Schiffe mit einem grünen Palmenzweig, dem tahitischen Friedenssymbol, willkommen hießen. Tahiti war indes schon zuvor geschwächt. Seit Jahrzehnten führten einzelne Insel-Distrikte und ihre gottgleichen aristokratischen Herrscher (Tahitisch: ari’i rahi) heftige Kämpfe gegeneinander. Kriege, wie es sie in den 2500 Jahren seit der Ankunft der polynesischen Doppelrumpf-Kanus zur Besiedlung der Insel nicht gegeben hatte.

Unter diesen Vorzeichen ging Captain Cook in der Matavai-Bucht im Norden Tahitis vor Anker. Schon bald gelang es in Point Venus, wie der britische Seefahrer seinen Hafen taufte, mit den Inselbewohnern Handel zu treiben und die Schiffe mit Proviant für seine ambitionierten Expeditionsfahrten durch den Pazifik zu versorgen. Und so kehrte der britische Seefahrer auch im August 1773, im April 1774 und im August 1777 nach Tahiti und auf die Gesellschaftsinseln zurück. Für Cooks Seeleute waren die Tahitianerinnen von besonderem Interesse – nach der Rückkehr der Schiffe nach Europa setzte dort auch rasch ein erotisch verbrämter Tahiti-Mythos ein.

Tatsächlich erschien vielen Reisegefährten Cooks, die aus dem von Hungersnöten heimgesuchten Europa in den Pazifik aufgebrochen waren, Tahiti recht paradiesisch. So notierte etwa Georg Forster, Cooks deutscher Naturzeichner auf dessen zweiter Weltumsegelung, in seiner Reisechronik „Reise um die Welt“: „Der ruhige vergnügte Zustand dieser guten Leute, ihre einfache Lebensart, die Schönheit der Landschaft, das vortrefliche Clima, die Menge gesunder wohlschmeckender Früchte – alles war bezaubernd und erfüllte uns mit theilnehmender Freude“.

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