Hersteller: Fehoco Oceanic Arts Studio Popua
Ozeanien, Polynesien, Tongatapu, Nuku‘alofa
5. Oktober 2023
Bambus
Erworben von Jessica Afeaki, Leiterin der Kulturwerkstatt Ancient Tonga Nuku’alofa, durch Frank Vorpahl, Gastkurator der Ausstellung „TALANAO – ZUSAMMENKOMMEN“ für das Völkerkundemuseum in Herrnhut.
Von Tonga nach Deutschland gelangt durch Frank Vorpahl.
Die Nasenflöte gehört zu den wenigen traditionellen Instrumenten im Tonga-Archipel, die bis heute gespielt werden – ob im Schulunterricht, für Tourismus-Events oder aus zeremoniellem Anlass. Daher wird die fangufangu bis heute auf den Inseln des Tonga-Archipels hergestellt, aber im Alltag ebenso oft durch preiswertere, importierte Flöten aus Papua-Neuguinea ersetzt.
Anders als polynesische Nasenflöten auf Tahiti oder Aotearoa/Neuseeland wird die tongaische fangufangu an beiden Seiten durch natürlich gewachsene Knoten im Bambus umschlossen. Die Nasenflöte kann von beiden Seiten bespielt werden, die sechs Löcher im Korpus dienen der Erzeugung von vier verschiedenen Tönen, wobei entweder alle Löcher unverschlossen bleiben bzw. jeweils ein Loch oder zwei Löcher verschlossen werden.
Vor 250 Jahren beobachtete der Deutsche Johann Reinhold Forster, der leitende Naturgelehrte der zweiten Cook’schen Weltumsegelung, 1774 auf der Insel Nomuka, dass die Nasenflöte am frühen Morgen eingesetzt wurde, um ranghohe Anführer sanft aus dem Schlaf zu wecken. Die Nasenflöte stellte insofern ein Instrument für die Götter dar, als deren Nachfahren ranghohe tongaische Aristokraten galten. Sein Sohn Georg, der Naturzeichner der zweiten Cook’schen Expedition, überlieferte aber auch das abendliche Musizieren auf Nasenflöten verschiedener Größe bei abendlichen geselligen Zusammenkünften der Gemeinschaft oder von Familien vor ihren Häusern.
Über den Sound der Nasenflöte berichtete der junge Forster in seiner Chronik Reise um die Welt: „Die ganze Music war ... eine einförmige Abwechselung von drey bis vier verschiednen Tönen, die weder unsern ganzen, noch den halben Tönen ähnlich klangen, und dem Werth der Noten nach, ein Mittelding zwischen unsern halben und Vierteln seyn mochten“. Ein „einschläferndes Summen“, wie Georg Forster befand.